Juliette au printemps

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Existentielle Krise: Illustratorin Juliette (Izïa Higelin) sucht Halt und Trost in der Familie, wird aber mit allerlei Problemen konfrontiert – von der liebeslustigen Schwester Marylou über die wunderlich exzentrische Mutter (Noémie Lvovsky) bis zum grummelig netten Vater (Jean-Pierre Darroussin). (Prosa Film/Cineworx)



Familienturbulenzen zwischen Frust und Lust


Kein Zweifel, Juliette (Izïa Higelin) um die 30 Jahre alt steckt in einer (depressiven) Krise. Ihre Periode bleibt aus, sie leidet unter Schlaflosigkeit und verlässt Paris, um in der Provinz bei ihrer Familie Halt und Geborgenheit zu finden. Doch die familiäre Idylle täuscht. Ihr Vater Léonard (Jean-Pierre Darroussin) trauert seiner Frau nach und fügt sich grummelnd dem Alltag, der von seiner älteren Tochter Marylou (Sophie Guillemin) bestimmt, ja diktiert wird.
Die betreut nicht nur zwei Kinder, ihren etwas fahrigen Mann und soll sich jetzt auch noch ihrer Schwester widmen, soll Seelentrösterin für die Kinderbuchillustratorin Juliette spielen, die überraschend ins Haus flattert. Marylou ist frustriert, vom Familienalltag genervt und baut ihren Frust bei Schäferstündchen mit Adrien (Thomas de Pourquery) ab, der sie zweimal pro Woche in wilden Tierkostümen aufsucht und lustvoll befriedigt.
Und da ist da noch ein Mitbewohner, der sich liebevoll (platonisch) um die verunsicherte Juliette kümmert: Pollux (Salif Cissé). Er ist eine Art Einsiedler und pflegt ein Entlein, das ausgerechnet nach einem Liebesstündchen (mit Marlene) platt gefahren wird. Man sieht: In diesem erweiterten Familienkreis gibt es einige Turbulenzen, von Juliettes Grossmutter im Pflegeheim ganz zu schweigen.

«Juliette au printemps» ist eine herzensgute, amüsant amouröse Familienkomödie von Blandine Lenoir, basierend auf der Graphic Novel von Camille Jourdy. Es gibt pralle, auch komische Sexszenen (Marylou!), eine Gespensterjagd, Geheimnisse, die gelüftet werden, Aufklärungen und Versöhnungen. Vor allem Juliette versöhnt sich, ja befreit sich von einem Trauma aus ihrer Vergangenheit, das sie verdrängt hatte. Sie kann nun in einen zweiten Frühling aufbrechen (siehe Titel). Glänzend und charmant gespielt – von Izïa Higelin, aber ebenso von Sophie Guillemin, die zur drallen Heldin avanciert. Camille Jourdy, die Comic-Autorin, hatte an den Dialogen mitgearbeitet, und Zeichnungen wurden auch im Film eingebaut.
Ein sinnlicher Sommerfilm um Familie, Beziehungen, Krisen – mit Augenzwinkern und hintergründigem Humor.


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Frankreich 2024      
96 Minuten

Regie: Blandine Lenoir
Buch: Blandine Lenoir, Camille Jourdy
Kamera: Brice Pancot

Ensemble: Izïa Higelin, Sophie Guillemin, Jean-Pierre Darroussin, Noémie Lvovsky, Salif Cissé
 

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