Joker

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Arthur Fleck (Joaquin Phoenix) müht sich als Strassenclown und Comedian ab. Er wird verhöhnt, verprügelt und mutiert zum Kultkiller. (Warner Bros.)



Der mordende Clown


Da ist er wieder, der Mann mit der Clown-Maske, der nur durch DC-Comics geisterte als Bösewicht und Gegenspieler des Superhelden Batman. Das ist beinahe 80 Jahre her. Seinen ersten Comic-Auftritt hatte der «Joker» nämlich 1940. Im Kino irrlichterte Jack Nicholson 1989, dann geisterte Heath Ledger 2008 als «The Dark Knight» über die Leinwände. Vergessen Sie die diabolische Fratze von Jack Nicholson, der vor 30 Jahren auftrat. Dazumal hatte ihn Tim Burton in Szene gesetzt und ihn unsterblich gemacht. Nun ist er zurück – und wie! Joker – das bedeutet einerseits einen besonderen Trumpf beim Kartenspiel, andererseits Spassvogel. Wie konnte aus einem Allerweltsclown ein mordender Irrer werden, ein Killer und eine Kultfigur?

Todd Phillips erzählt in seinem Horrordrama «Joker» quasi die Vorgeschichte des Jokers. Wir machen Bekanntschaft mit dem Verlegensheitsclown Arthur Fleck (Joaquin Phoenix), der sich als werbender Spassvogel 1981 auf den Strassen Gothams abmüht, verhöhnt, verfolgt, verprügelt wird. Ein kümmerliches Dasein. Arthur kümmert sich rührend um seine alternde nervige Mutter in einer schäbigen Wohnung, träumt von einer Comedian-Karriere und einem Auftritt in der Late-Night-Show von Murray Franklin (Robert De Niro). Das schafft er auch und bittet den Moderator, ihn künftig «Joker» zu nennen. Aha, daher… Das Opfer mutiert zum Täter. Aus einem mörderischen Clown, der böse Kreaturen eliminiert, aber auch einem Clown-Kollegen an die Gurgel geht, wird in Gotham City eine Kultfigur. Wer zuletzt lacht…

Das Drama über die Joker-Vergangenheit ist Kino pur – packend, unterhaltsam, furchteinflössend, phänomenal – mit Joaquin Phoenix in der Titelrolle. Nie war der Hollywoodstar so teuflisch gut. In Venedig wurde die Neuinterpretation mit dem Goldenen Löwen belohnt. Kleine Nebengeschichte: Arthur suchte Halt bei einer Psychotherapeutin, der werden jedoch öffentliche Mittel gestrichen, und Arthur bekommt keine Medikamente mehr. Er driftet in den Wahnsinn ab… Das stimmt nachdenklich und hat viel mit unserer Zeit zu tun, wo es von Clowns in der Politik (und anderswo) nur so wimmelt, die auch keinen Spass machen. Man kann fast sicher sein, dass der «Joker» bald wieder die Strassen unsicher macht…


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USA  
122 Minuten

Regie: Todd Phillips
Buch: Todd Phillips, Scott Silver
Kamera: Lawrence Sher

Darsteller: Joaquin Phoenix, Robert De Niro, Zazie Beetz


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