Isle Of Dogs – Ataris Reise

2018_05_Isle_Of_Dogs_003jpg

Als wär's ein Flüchtlingskapitel. Die Verbannten sind Hunde, von Menschen ausgemustert und ausgestossen. «Wo ist Spots», fragt sich der kleine Junge Ataris und geht auf die Suche nach seinem Lieblingshund. (Fox)



Auf den Hund gekommen


Anno 2038. Es steht schlecht um den einst besten Freund des Menschen. Hunde sind in Japan eine Plage geworden, sie verbreiten eine Hundegrippe (statt die bekannte Schweinegrippe) und sind auf eine Müllinsel verbannt worden. Ausgezerrt und isoliert, haben sich die Vierbeiner zu Horden zusammengerottet und gehen sich praktisch gegenseitig an die Gurgel, möchte man meinen.
Der drastische, selbstherrliche Bürgermeister Kobayashi, ein Katzenfreund (!). hat einen Virus, das sogenannte Schnauzenfieber, zum Anlass genommen, die Vierbeiner dank Notverordnung einzusammeln und zu deportieren. Das lässt Schlimmes ahnen. Der Gedanken an Nazideutschland liegt nahe, auch weil ein Camp auf der Insel der Verbannten (Dogs) wie ein KZ anmutet. Die Hunde auf Trash Island sind wahrlich auf den Hund gekommen. Horden haben sich zusammengerottet, um zu überleben. Chief, ehemals Streuner, führt ein Rudel Köter namens King, Rex, Boss oder Duke. Auf die trifft der Knabe Atari, ein Adoptivsohn des Bürgermeisters. Der sucht seinen Lieblingshund Spots bruchlandet mit seiner fliegende Rumpelkiste auf der Mülldeponie-Exilinsel bruchlandet. Der Zwölfjährige mobilisiert die Verbannten. Dabei kommt Überraschendes ans Tageslicht. Der dreckige «schwarze» Chief wird gewaschen und führt Atari zu Spots, dem Anführer einer Gruppe ehemaliger Versuchstiere. Und der Chief erkennt in Spots seinen Bruder.

Auf dem Festland arbeitet eine Schüler-Widerstandsgruppe mit Tracy an der Spitze an der Aufklärung, denn ein Wissenschaftler, der von Handlangern des Bürgermeister, vergiftet wird, hat ein Serum gegen die Hundegrippe entwickelt und mehr. Es ist an der Zeit, dass beherzte Hunde dem machthungrigen Bürgermeister an die Gurgel gehen.

Man merke, das Drama um verteufelte Hunde, Virusleger und Verfolger, Lug und Manipulation ist kein herziger Trickfilm, sondern zielt auf ein erwachsenes Publikum. Wes Anderson («Grand Budapest Hotel») inszenierte seinen zweiten Animationsfilm nach «Der fantastische Mr. Fox» - im Stop-Motion-Verfahren. Und der hat's in sich: Die Geschichte von manipulierten, verteufelten, ausgestossenen Hunden zeichnet eine Gesellschaft, die sich ein unliebsame Problem, selber injiziert, vom Halse schafft, um die eigene Macht zu etablieren. Es ist auch eine Parabel über Solidarität – über Rassen und Stände hinaus mit Tief- und Hintersinn. Es geht nicht um das Verhältnis Mensch und Tier, sondern um Menschen, die anderen aus Furcht und vorgeschobenen Gründen etwas antun – sie stigmatisieren, ausmustern, aussortieren und ausgrenzen. «Isle of Dogs», die Insel der Verbannten, könnte auch für Flüchtlingslager, Asylgettos oder neue KZ stehen. Denkwürdig.


6_Star_Lionjpg

USA 2018
102 Minuten

Regie: Wes Anderson
Drehbuch: Wes Anderson
Kamera: Tristan Oliver

Synchronsprecher: Bryan Cranston (Chief), Koyu Rankin (Atari), Edward Norton (Rex), Liev Schreiber (Spots), Bill Murray (Boss), Scarlett Johansson (Nutmeg), Jeff Goldblum (Duke)


Zurück