Goya, Carrière & The Ghost of Buñuel

2022_12_07_Goya Carrire  The Ghost of Buuel_005jpg

Bilderversteher, der Goya verehrte: Der französische Autor Jean-Claude Carrière verstarb 2021. Er arbeitete mit Luis Buñuel, Miloš Forman, Volker Schlöndorff und vielen andere zusammen. (Prosafilm/Xenix)


 
 

Der Blick hinter die Bilder

 
Vor einem Jahr widmete die Fondation Beyeler in Riehen/Basel dem Spanier Francisco de Goya eine packende Ausstellung mit über 70 Gemälden und Zeichnungen. Eine Hommage an den aussergewöhnlichen Hofmaler, kritischen Realisten und Dokumentaristen. Zu sehen waren faszinierende Porträts, düstere Visionen, Szenen von Gewalt, Leid und Tod, Grafiken vom Krieg und natürlich «Die bekleidete Maja» (La maja vestida, 1800–1807). Beide Gemälde, «Die bekleidet Maja» und «Die nackte Maja», hat Jean-Claude Carriére im Blick – in der letzten Einstellung des Dokumentarfilms «Goya, Carrière & The Ghost of Bunuel /L’Ombre de Goya»). Und seine Abschiedsworte an die «Maja»-Gemälde schienen prophetisch: «Ich hoffe, ich sehe dich wieder.» Carrière starb am 8. Februar 2021 im Alter von 89 Jahren.

Eintauchen in die Welt des Malergenies Francisco de Goya: José Luis López-Linares ist dem Werk und Wirken, den Spuren des Spaniers nachgegangen und hat Jean-Claude Carrière als Goya-Kenner, Versteher und Verehrer auf die Reise geschickt. Carrière ist dabei mehr als ein Reiseführer: Er ist Versteher und Verehrer des Künstlers. Er sei eine Quelle für alle, heisst es einmal. Und das illustriert und skizziert der Film, erläutert, erhellt und öffnet den Blick für Verborgenes. So deutet Carrière eine Geste der Herzogin von Alba, den Blick der Maja, die dämonischen Visionen, die «Erschiessung der Aufständischen» und vieles mehr.
 
«In meinem Film suchten wir Plätze auf, wo Goya lebte und malte. Jean-Claude sprach darüber, wie ihn Atmosphäre, Bilder und Raumcharakter beeindruckten. Er weiss eine Menge, besitzt eine schnelle Auffassungsgabe und kann sich wunderbar ausdrücken – in Französisch und Spanisch», erklärte Regisseur José Luis López-Linares. Autor Carrière wirkte regelmässig bei Filmen von Luis Buñuel mit («Der diskrete Charme der Bourgeoise», «Dieses obskure Objekt der Begierde» u.m.). Er schrieb auch das Drehbuch zu «Los Fantasmas de Goya» («Goyas Geister», 2006, von Miloš Forman). Und so erweist sich der Film von López-Linares als Doppelporträt über Goya und Carrière, in dem auch Filmer wie Julian Schnabel («Van Gogh – At Eternity’s Gate», 2018) oder Carlos Saura und natürlich Luis Buñuel einbezogen werden. Besonders zwischen Buñuel und Goya gibt es Verbindungen, die López-Linares anspricht und dokumentiert. Ein Film, der hinter die Bilder blickt und die Augen öffnet – spannend und bereichernd.


 5_Star_Lionjpg

Spanien/Frankreich 2022    
90  Minuten
 
Regie: José Luis López-Linares
Buch: Jean Claude Carrière, Cristina Otero Roth
Kamera: Andrés Recio Illán

Mitwirkende: Jean-Claude Carrière, Cristina Otero Roth, Carlos Saura, Julian Schnabel, Nahal Tajadod


Zurück