Fake oder Fakten: Der knallharte Manager Moe Berkus (Woody Harrelson, oben Mitte) will auf Nummer sicher gehen. PR-Expertin Kelly Jones (Scarlett Johansson, Bild unten) soll zur Sicherheit eine fiktive Mondladung inszenieren, von der der leitende NASA-Direktor Cole Davis (Channing Tatum) auf keinen Fall etwas erfahren darf. (Sony Pictures)
Medien und Manipulationen um den Mond
1969 war es das Medienereignis! 600 Millionen Menschen verfolgten vor dem Bildschirm, wie amerikanische Astronauten als erste Menschen den Mond betraten. Die Worte Neil Armstrongs gingen in die Geschichtsbücher ein: «That’s one small step for a man, one giant leap for mankind» – Das ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein grosser «Sprung für die Menschheit!» Im Weltraumrennen mit den Sowjets hatten die Amerikaner einen spektakulären Prestige-Erfolg erzielt. Noch heute bezweifeln gewisse Geister, ob die Mondlandung tatsächlich so vollbracht wurde …
Fake oder Fakten – heutzutage eine Frage, welche die Medienwelt im Übermass umtreibt. Mag sein, dass diese Tatsache und die Rolle der Medien heute Drehbuchautorin Rose Gilroy und Regisseur Greg Berlanti auf die Idee gebracht haben, die NASA-Arbeit und Mondlandung unter speziellen Medienaspekten zu schildern. Nach dem Desaster Apollo 1 – drei Astronauten kamen 1967 ums Leben, als ein Feuer in ihrer Kapsel vor dem Start ausbrach – war das Ansehen der NASA ramponiert. Politiker (Senatoren) blockierten Gelder, die geplanten Raumfahrtmissionen drohten zu versanden.
Da tritt (im Film) der durchtriebene Regierungsagent Moe Berkus (Woody Harrelson) auf den Plan. Er heuert die forsche, unzimperliche PR-Spezialistin Kelly Jones (Scarlett Johansson) an. Sie soll das Image der Weltraumbehörde aufpolieren, das heisst: die Öffentlichkeit interessieren, faszinieren und Politiker umstimmen. Diesen Promotionsaktionen steht der leitende NASA-Verantwortliche Cole Davis (Channing Tatum) misstrauisch und skeptisch gegenüber. Aber auf Dauer kann er dem schamlosen Charme der rührigen Marketingmanagerin samt Assistentin (Anna Garcia) nicht widerstehen. Heikel wird es jedoch, als Kelly von Moe beauftragt wird, eine Mondladung zu inszenieren. Für alle Fälle, falls die Mission Apollo 11 scheitern würde.
In einem Hangar werden Mondlandschaft, Raumkapsel und (falsche) Astronauten installiert. Sie spielen die Mondlandung, und der schräge Regie-Vogel Lance (Jim Rash) realisiert den Fake-Film – unter höchster Geheimhaltung. Eher widerstrebend mischt Kelly mit – im Bewusstsein, Missionsleiter Davis zu hintergehen, denn der darf natürlich von dieser Parallelmission nichts wissen. Schwierig, denn Kelly hat Feuer gefangen und sich in Cole verliebt. Der Tag des Apollo 11-Starts naht. Am 16. Juli 1969 hebt die Saturn-V-Rakete ab und am 19. Juli heisst es: «The Eagle has landed».
Tatsächlich betraten die US-Astronauten Neil Armstrong, Edwin «Buzz» Aldrin und Michael Collins als erste Menschen Mondboden. 600 Millionen Menschen waren dank Fernsehen Augenzeugen. Aber waren es echte oder vorproduzierte TV-Bilder?
«Fly Me to the Moon» – nicht zu verwechseln mit dem 3-D-Animationsstreifen (2007) um blinde Passagiere (Stubenfliegen), der immer noch im Verkehrshaus in Luzern zu sehen ist – entpuppt sich als witziges Historiendrama, Komödie und Romanze zugleich.
Augenzwinkernd, aber durchweg realistisch entfaltet Regisseur Greg Berlanti ein Katz-und-Maus-Spiel um Weltraumfieber, Wissenschaft, Medienspektakel und Marketing – nicht ohne amouröse Sidekicks. Gefühle kommen nicht zu kurz. Channing Tatum («Magic Mike») wirkt zwar etwas arg muskulös männlich und klobig als NASA-Experte, erzielt aber durchaus Wirkung (ursprünglich war Chris Evans «Avengers» für diese Rolle vorgesehen). Gegenpart Woody Harrelson («Venom») als zwielichtiger Staatsagent Moe ist eine Wucht – verschlagen gut, als käme er von einem anderen Stern. Ein absoluter Blickfang ist Scarlett Johansson («Under the Skin») als coole Kelly, raffiniert, wie sie alle um den Finger wickelt. Selbst sentimentale Szenen nimmt man ihr schmunzelnd ab. Die NASA-Aktion um Mondflug und -landung, gespickt mit intelligenten Intermezzi und Schwenkern, Pfiff und Power, bietet beste Unterhaltung.
USA 2024
133 Minuten
Regie: Greg Bertani
Buch: Rose Gilroy
Kamera: Dariusz Wolski
Ensemble: Scarlett Johansson, Channing Tatum, Anna Gracia, Woody Harrelson, Jim Rash
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