Destroyer

2019_04_02_Destroyer_013jpgKein Halt für die Tochter (Bild oben) und ein menschliches Wrack: Nicole Kidman (Bild) räumt als Polizistin in Los Angeles auf, um eine alte Schuld zu tilgen. (Ascot Elite)



Eine Frau sieht schwarz


Man kennt sie als Schriftstellerin Virgina Wolf («The Hours»), als tapfere Farmerin («Cold Mountain»), Königin Atlanna («Aquaman») oder jüngst als Mutter eines schwulen Sohns» («Boy Erased»). Nun aber schlägt Nicole Kidman zu wie ein Bad Cop. Der Titel weist den Weg: «Destroyer». Das Leben hat sie zerstört. Nun will sie Rache nehmen und dem Gangsterführer zurückzahlen, was er ihr einst eingebrockt hat.

Dämonen der Vergangenheit holen sie ein, als Erin Bell, Detektivin im Los Angeles Polizeidepartment (APD), fast regungslos beobachtet, wie eine männliche Leiche an einem Kanalbecken aufgefunden wird. Erschossen. Die Polizistin erkennt ein Tatoo im Nacken und Erinnerungen kommen auf – an eine Gang und ihre Tätigkeit als Undercover-Agentin. Dazumal, sie und ihr Partner Chris (Sebastian Stan), ein Liebespaar, waren nahe dran, dem Anführer Silas (Toby Kebbell) das Handwerk zu legen. Doch dann trafen sie eine falsche Entscheidung. Die Aktion mündete in einem Fiasko. Das ist 16 Jahre her. Mann um Mann pirscht und tötet sich die abgehalfterte, lebensmüde Bell an den Intimfeind heran.

Es scheint, als wollte Regisseurin Karyn Kusama beweisen, dass eine Frau ebenso schmuddelig und gnadenlos sein kann wie ein hartgesottener Agent der männlichen Sorte. In Nicole Kidman fand sie eine ideale Partnerin beziehungsweise Vollstreckerin (Destroyer). Das macht der Australierin so schnell keiner nach, ihre Wandlungsfähigkeit. Als desillusionierte versoffene Polizistin, die mit ihrem Leben abgeschlossen hat, hat sie nur ein Ziel, den Gangster Silas zu zerstören, koste es, was es wolle. Ausgemergelt, schmuddelig, abgewrackt – so erleben wir diese Antiheldin alias Nicole Kidman, die unter schäbigen Maskerade kaum wiederzuerkennen ist. Ihre physische Leistung ist phänomenal, denn sie agiert auch als Erin Bell 16 Jahre zuvor – attraktiv, lebendig, noch nicht von ihrer Arbeit gezeichnet.

Beim dreckigen Finale wird ihre ganze Zerbrochenheit, ihre innere Leere spürbar trotz dicker, übertriebener Maske. Der australische Superstar Kidman hätte das gar nötig gehabt. Ihre fesselnde Performance wäre auch so beeindruckend gewesen. Ein Kinoereignis für Hartgesottene.


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USA 2018    
122 Minuten

Regie: Karyn Kusama
Buch: Phil Hay, Matt Manfredi

Darsteller: Nicole Kidman, Toby Kebbell, Tatiana Maslany, Sebastian Stan


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