Amin

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Getrennt von seiner Frau und Kindern, die im Senegal leben (Bild oben), malocht Amin (Moustapha Mbengue). In der Fremde findet Amin findet bei Gabrielle (Emmanuelle Devos, Bild) ein kleines Glück auf Zeit (Cineworx)



Fremde in der Fremde


Ein Thema, das die Medien fast täglich beherrscht und das manche nicht mehr hören können: Flüchtlinge. Sie wagen ihre Leben, manche überleben, werden abgeschottet, weitergereicht, sind auf Wohlwollen und Gnade der Zielländer angewiesen. Manchen gelingt es, Fuss zu fassen und Geld zu verdienen. Nun ein Flüchtlingsfilm aus anderer Warte. Amin (Moustapha Mbengue) lebt seit neun Jahren in Frankreich und ernährt seine Familie im Senegal. Der «Wirtschaftsflüchtling» rackert sich auf dem Bau ab. Er malocht für seine Familie daheim im Senegal. Ein- bis zweimal im Jahr kann er seine Frau Aïcha (Marème N'Diaye) und seine drei Kinder besuchen. Ein gespaltetes Leben zwischen Hoffen und Sehnsüchten, seelischen Nöten und Verantwortung.

Andere Exilanten wie der Marokkaner Abdelaziz (Noureddine Benallouche) führen quasi ein Doppelleben mit zwei Familien – in Frankreich und in Afrika. Amin fristet ein ödes Leben, desillusioniert. Bei Bauarbeiten begegnet er Gabrielle (Emmanuelle Devos), der Hausherrin. Sie sucht seine Nähe. Er hält anfangs Distanz, fühlt sich geschmeichelt, verliebt sich. Hin- und hergerissen zwischen der Heimat und Fremde, versucht er eine Brücke zu schlagen. Seine Kraft, seine Arbeit setzt er für die zurückgelassene Familie ein, aber er leidet an seinem Leben…? Ein Immigrantenschicksal.

Philippe Faucon (Regie), in Marokko geboren, gelingt es eindrücklich, diese zwei Welten fast dokumentarisch zu zeichnen, das Heimatland und das Arbeitsland abzubilden. Dazu die unterschiedlichen Schicksale der Männer zwischen Pflicht und Verantwortung gegenüber den zurückgelassenen, von ihnen abhängigen Frauen. Ein authentisches, tief greifendes Drama (ohne grosse Worte) über menschliche Nöte, Probleme oder Hoffnungen im Exil: Heimat, welche keine Existenzgrundlage bietet, und die Fremde, die keine Heimat ist.


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Frankreich 2019
92 Minuten

Regie: Philippe Faucon
Buch: Faucon, Yasmin Nini-Faucon, Mustapha Kharmoudi
Kamera: Laurent Fénart

Schauspieler: Moustapha Mbengue, Emmanuelle Devos, Maréme N'Diaye


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