Ad Astra

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Besessen wie sein Vater: Roy McBride (Brad Pitt) hat nur ein Ziel, den Vater zu finden und die Erde zu retten. (Disney)


Suche nach dem Vater, nach
Lebenssinn und Bestimmung


Wie heisst es doch so schön und verheissungsvoll… «In den unendlichen Weiten des Weltalls». Da gibt es noch etwas zu entdecken, da könnte doch ausserirdisches Leben existieren. Genau das war einst das Ziel des legendären Astronauten Clifford McBride (Tommy Lee Jones): Gibt es Leben ausserhalb unseres irdischen Horizonts? «Is There Anybody Out There?» (Pink Floyd). Er hatte diese Vision und Mission und ist verschollen – seit zwanzig Jahren.

Ein verheerender Energiesturm hat die Erde heimgesucht, eine Katastrophe droht. Eine Apokalypse, entfacht aus irgendwo im Weltall? Was oder wer steckt dahinter? Die Weltraumbehörde NASA vermutet den verschollenen McBride dahinter und beauftragt dessen Sohn Roy (Brad Pitt), den Urheber (?) Vater fern im All ausfindig zu machen und gegebenenfalls aus dem Weltraum-Verkehr zu ziehen. «Ad Astra – Zu den Sternen» – so der deutsche Verleihtitel – zieht es nun auch Roy, den eiskalten, heisst gefühlskalten und besessenen NASA-Ingenieur. Seine Odyssee über Mond und Saturn zum Planeten Neptun ist mit Opfern und einer Begegnung mit Alien-Biestern gepflastert. Was der inzwischen legendäre Space-Held Clifford wirklich retten wollte und im Sinn hatte, erfährt der Sohn Roy von Angesicht zu Angesicht. Eine Vater-Sohn-Begegnung der dritten oder vierten Art…

James Gray inszenierte dieses Space-Psychodrama (Kosten: 87 Millionen Dollar) opulent und ausufernd. Wobei man sich fragt, warum es so viel Technoaufwand braucht, um eine simple Geschichte zu erzählen. Besessene, Vater wie Sohn, ordnen einem Ziel alles unter (die Suche ist der Weg). Man nimmt die totale Einsamkeit in Kauf, Entfremdung und existenzielle Risiken – aus Pioniergeist und Entdeckerlust. Dass der Sohn nicht verloren geht und so etwas wie eine Läuterung erfährt, hat schon biblischen Charakter: Roy kann aus der eigenen Gefühlsisolation ausbrechen und wird – überspitzt gesagt – wieder Mensch.

Das Mienenspiel (oft hinter Raumfahrthelmen) der «Helden» Brad Pitt und Tommy Lee Jones ist bemerkenswert, doch das Space-Spektakel und Märchen über 123 Minuten wirkt auf Dauer ermüdend. Warum die Space-Odyssee mit einer Alien-Attacke, einer Piraten-Verfolgungsjagd und anderen Scharmützeln gespickt ist, bleibt das Geheimnis der Autoren und des Regisseurs. Zu erwähnen ist noch, dass Donald Sutherland den Astro-Veteranen Loren Dean mimt und Ruth Negga als weibliches Heimkehr-Element (und Quotenfrau) dient. Das Kammerspiel zwischen den Sternen– hat zwar visuelle Qualitäten, besitzt aber weder das Charisma eines Klassikers wie «2001: A Space Odyssey» noch die Spannung eines «Alien»-Abenteuers. Weniger Sternen-Aufwand wäre mehr gewesen bei dieser einfachen Selbstfindungsgeschichte und Vater-Sohn-Annäherung. Das war Mitproduzent Pitt wohl ein Anliegen.


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USA 2019
123 Minuten

Buch und Regie: James Gray, Ethan Gross
Kamera: Hoyte van Hoytema

Darsteller: Brad Pitt, Tommy Lee Jones, Donald Sutherland, Ruth Negga


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