Tony Driver

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Abgeschoben: Tony Driver, der eigentlich Pasquale Donatone (53) heisst, wurde in Arizona beim Schmuggeln erwischt und nach Italien ausgewiesen. (Xenixfilm)



Ein Fremder – grenzenlos und heimatlos


Ein Mann um die 50 sitzt in Italien fest. Pasquale Donatone, der sich Tony Driver nennt, stammt aus Bari, hat aber über 40 Jahre in den USA gelebt. Frau und Söhne haben ihn längst verlassen. «Du kannst einem alten Hund keinen neuen Trick beibringen. Ich bin ein alter Hund, aber ich kann noch einen neuen Trick lernen», ist Tony Driver überzeugt. Das Schlitzohr hat 53 Jahre auf dem Buckel, zeigt sich gerne im Cowboy-Outfit und ist ein Grenzgänger. Nun ist er in Apulien, seiner alten Heimat, gelandet. Und das kam so: Tony jobbte an der amerikanisch-mexikanischen Grenze – zwischen San Luis (Mexiko) und Yuma (Arizona). Er kutschiert mal Mexikaner illegal über die Grenze, aber auch Drogen. Die Grenzpolizei erwischt den Taxidriver, und der stand vor der Frage: Knast oder Ausweisung. Tony musste feststellen, dass er kein amerikanischer Staatsbürger ist, obwohl er seit 40 Jahren in den Staaten lebt. Im italienischen Exil, in einem Kaff Polignano, fühlt er sich fremd.

Hier in einer Höhle stöbert ihn Filmemacher Ascanio Petrini auf, selber ein Kind Baris. Tony, der Fremde daheim, verdient sich ein paar Euro mit Plakatkleben. Aber das kann's nicht gewesen sein, meint der «Heimkehrer». Fünf Jahre hält er sein Exil aus. Ein Priester organisiert ihm ein Flugticket, und Tony landet in Mexiko, untergebracht im Hotel Roma. Und da steht er wieder vor dem Grenzzaun …Wird er das Risiko wagen und möglicherweise Knast in Kauf nehmen?

In seinem ersten «Spielfilm» setzt Ascanio Petrini ganz auf die Karte Tony alias Pasquale. Und der spielt sich selber und ein bisschen mehr. Die Grenzen zwischen Realität und Spiel verwischen. Ein gespielter Dokumentarfilm. Tonys Outfit und die karge Landschaft stimmen auf Western ein – ohne Shutdown. Der herbe Typ Tony erinnert an den stoischen Schauspieler Harry Dean Stanton («Paris, Texas», 1984) und dessen Gänge im Kinofilm «Lucky» (2017). Donatone verkörpert einen Looser, der sich nicht unterkriegen lässt und immer wieder wagt – unglaublich authentisch. Petrinis Porträt eines lakonischen Einzelgängers laviert augenzwinkernd zwischen Wunsch und harter Wirklichkeit. Kleines Kino gross. Was könnte die Stimmung besser unterlegen als Woody Guthries legendärer Folksong «This Land Is Your Land» von 1940!


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Italien/Mexiko 2019
70 Minuten

Buch und Regie: Ascanio Petrini
Kamera: Mario Bucci

Darsteller: Pasquale Donatone


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