The Monk and the Gun

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Objekt der Begierde: Der junge Mönch Tschomo (Deki Lahamo) besorgt seinem Lama ein Gewehr. (Trigon -Film)



Begräbnis der besonderen Art


Ein Königreich im Himalaya. Das buddhistische Land ist etwa so gross wie die Schweiz. Die Nachbarn sind Indien und China. Über 80 Prozent des Landes liegen über 2000 Meter Höhe. 1964 übernahm der König die Staatsgewalt über Bhutan und etablierte 1968 eine konstitutionelle Monarchie. Der König kündigte für 2008 die Einführung einer Demokratie, trat aber schon 2006 zurück und übergab die Verantwortung seinem 26-jährigen Sohn Jigme Khesar Namgyel Wangchuck. Just um 2006 setzt die Geschichte vom «Mönch und dem Gewehr» ein. Ein Fest steht an in einem kleinen Bergdorf. Der Lama, oberstes Haupt der Gemeinschaft und vom echten Lama Kelsang Choejay verkörpert, beauftragt den jungen Mönchen Tschomo (Deki Lhamo), zwei Gewehre aufzutreiben. Gleichzeitig ist der Amerikaner Ron Colman (Harry Einhorn) in Bhutan auf der Suche nach einem historischen Gewehr. Dorfbewohner Benji (Tandin Sonam) hilft ihm bei seinen Nachforschungen. Tatsächlich stösst der auf eine alte Flinte, die der Lama bereits in den Händen hat. Der Deal scheint perfekt – für 32'000 US-Dollar. Parallel suchen zwei Staatsbeauftragte (Tandin Wangchuk und Pema Zangmo Sherpa) das abgelegene Himalaya-Dorf heim: Die Expertin Tschering Yangden (Sherpa) soll die Dörfler auf die bevorstehenden Wahlen vorbereiten. Am Fest lässt der Lama Gruben ausgraben, und dort wird in einem symbolischen Akt die Dorf-Solidarität gefeiert, wobei auch das Gewehr eine wichtige Rolle spielt.

Was macht es mit Menschen, die plötzlich mit der Moderne sprich TV, Handys und Demokratie konfrontiert werden? Sie sind verunsichert, möchten an alten Werten und Traditionen festhalten und doch Anteil nehmen an der «Moderne». Paweo Choyning Dorji, («Lunana»), Autor, Fotograf und Filmemache aus Bhutan, beschreibt in seiner Geschichte beispielhaft, wie anderes Denken, neue Bedürfnisse und Begehren den traditionellen buddhistischen Alltag infrage stellen, wie Respekt und Solidarität herausgefordert werden. Das begehrte Gewehr steht hier für kapitalistische Werte, aber auch für Tradition. Der Regisseur findet hier eine wunderbare Lösung, mag die «Versöhnung» am Ende auch nur für vielleicht kurze Dauer sein. Alles wirkt authentisch, lokal verankert. Die meisten Darsteller sind Laien, und die grandiose Landschaft trägt ihren Teil dazu bei, dass diese «aufklärende» Geschichte wirklich wirkt. Ein Schlusswort des Regisseurs Dorji: «Mit dem Wandel und dem Übergang zu einem modernen und gebildeten Land geht der schöne Wert der Unschuld leider verloren und verschwindet, weil der moderne Verstand anscheinend nicht zwischen Unschuld und Unwissenheit unterscheiden kann.» und «Es ist wichtig, den Stellenwert der Symbolik in der bhutanischen Kultur zu betonen und zu zeigen, dass die symbolische Kraft von Gegenständen manchmal wichtiger sein kann als der Gegenstand selbst.»


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Bhutan 2023
107 Minuten

Buch und Regie: Pawo Choyning Dorij
Kamera: Jigme Tenzing

Mitwirkende: Tandin Wangchuk, Deki Lhamo, Pema Zangmo Sherpa, Tandin Sonam, Harry Einhorn, Kelsang Choejay


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