The Lost King

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Stummer Verbündeter: Die Amateurhistorikerin Philippa Langley (Sally Hawkins) sucht das Grab Richard III., und der begleitet sie als Geist (Harry Lloyd) bei ihrem Vorhaben. (Pathé Films)



Des Königs Gebeine


Im Bewusstsein der meisten Menschen, die sich mit der Geschichte der englischen Regenten beschäftigt haben, ist Richard III. ein skrupelloser Machtmensch, der über Leichen ging, um den Königsthron zu erobern. Er starb im August 1485 auf dem Schlachtfeld von Bosworth. Sein Leichnam soll geschändet und in einer Kirche des Franziskanerklosters in Leicester begraben worden sein.
Wesentlich zum schlechten Image des buckeligen Königs trug Shakespeares Drama «Richard III.» bei, das um 1593 verfasste worden war.

Die unscheinbare Philippa Langley (Sally Hawkins) wird bei einer Theateraufführung geradezu vom Titelhelden elektrisiert: Shakespeares «Richard III.» (Harry Lloyd). Der König mit dem schlechten Image lässt sie nicht mehr los, ja er erscheint ihr unversehens. Sie forscht nach dem (verschollenen) Grab, will den berüchtigten «Neffenmörder» rehabilitieren. Ihre Mission führt sie nach Leicester, wo das Grab des Königs vermutet, in einer Kirche des Franziskanerklosters, das längst nicht mehr existiert. Gegen alle Widerstände und Skepsis der Behörden und Universität, der Historiker und auch ihres Ehemannes John (Steve Coogan), mit dem sie in Scheidung lebt. Wie ein guter stummer Geist steht König Richard ihr zur Seite. Philippa vertraut unbeirrt ihren Gefühlen und glaubt die richtige Stelle auf einem Parkplatz in Leicester entdeckt zu haben, wo ein grosses R ihr den Weg weist, auch wenn der Wächter das R als Zeichen für Reserviert deutet.

Eine Frau, von Männern herumgeschubst und nicht für ernst genommen, auf eigener Mission – unbeirrbar, fast tragisch. Diese Frau existiert, die Schriftstellerin Philippa Langley hat 2012 tatsächlich die Gebeine Richard III. gefunden. In Sally Hawkins fand Regisseur Stephen Frears («The Queen», «Victoria & Abdul») eine ideale Darstellerin, die sich verschmitzt, stets liebenswürdig, aber energisch in einer Welt männlicher Dominanz behauptet, Die Männer (Universität, Politik, Gesellschaft) heimsen einmal mehr die Lorbeeren ein, die Philippa verdient hätte. Frears (aus Leicester) lieferte ein wunderbares, tragisch-komisches Drama um eine Aussenseiterin, die im Stillen triumphiert.


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Grossbritannien 2022  
108 Minuten

Regie: Stephen Frears
Buch: Steve Coogan, Jeff Pope
Kamera: Zac Nicholson

Besetzung: Sally Hawkins, Harry Lloyd, Steve Coogan


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