The Bookshop

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Auf verlorenem Posten: Florence (Emily Mortimer), richtet Ende der Fünfzigerjahre in einem verschlafenen englischen Nest einen Buchladen ein. Sie belebt das Dorfleben, ruft aber auch Neider auf den Plan. (Filmcoopi).



«Lolita» geht unter


Eine Frau verwirklicht einen Traum. Sie gibt sich ihrer Lieblingsbeschäftigung hin und eröffnet einen Buchladen tief in der englischen Provinz, genauer im verschlafenen Küstennest Hardborough. Die Buchliebhaberin Florence Green bringt viel Enthusiasmus und Idealismus auf, um Fischern und anderen Dörflern Literatur ein bisschen näher zu bringen. Unter anderem soll ihr Ende der Fünfzigerjahre dabei Vladimir Nabokovs Skandalroman «Lolita» (1955) helfen. Florence (Emily Mortimer), eine Witwe Mitte Vierzig, hat den Mut, ein altes Haus (Old House) an der ostenglischen Küste zu erwerben und einen Buchladen einzurichten. Ausgerechnet in einem Kaff, wo sich Fuchs und Fische Gute Nacht sagen und Kultur fast ein Fremdwort ist. Mit Elan, Optimismus und Standvermögen will sie eine Bresche für die Literatur schlagen. Ihr zur Seite steht Christine (Honor Kneafsey), ein begeisterungsfähiges Mädchen aus dem Dorf. Skepsis herrscht bei den Bewohnern. Wut und Hass auf die engagierte Buchhändlerin steigen bei der Drahtzieherin Lady Gamart (Patricia Clarkson), als das Interesse am Buchladen bei der Bevölkerung zunimmt. Als Florence Green keck mit Nabokovs «Lolita» im Schaufenster wirbt und fleissig verkauft, sieht Lady Gamart ihre Stunde gekommen: Sie schürt den Skandal um das Skandalbuch. Der Grund: Nur zu gern hätte sie selber Old House an sich gerissen und zum Kulturzentrum gemacht. Geldgeber und Anwalt wie auch der schmierige Literat Milo North (James Lance) setzen Florence zu, allein der charmante, zurückgezogen lebende Mr. Brundish (Bill Nighy) unterstützt Florence und versucht, sie vor den Intrigen Lady Gamarts zu schützen.

Die Vorlage des Films erschien 1978. Buchautorin war die Spanierin Penelope Fitzgerald, die Katalanin Isabel Coixet hat «The Bookshop» in England verfilmt. Florence, eine Frau hat eine Vision, trifft auf eine verkrustete Gesellschaft und eine «geadelte» boshafte Gegnerin. «Diese stille Frau, in einem ruhigen Ort, in einem sehr ruhigen England der Nachkriegszeit, ist ein Aufruf an alle, endlich erwachsen zu werden und Verantwortung dafür zu übernehmen», erklärt Isabel Coixet. Nur, die Illusion zerplatz, auch weil Florence sich überschätzt und die Konservativen unterschätzt hat. Der poetische Film ist seiner Handlungszeit Ende der Fünfzigerjahre angepasst – bedächtig, behäbig, belesen. Manchmal hat man das Gefühl, einer bebilderten Lesung beizuwohnen. Gleichwohl, die Schauspielerin aus London, Emily Mortimer («The Party», «Hugo Cabret», «Match Point») als verlorene Florence, und der grosse Bill Nighy («Best Exotic Marigold Hotel») als distinguierter «Landlord» Brundish sind ein Kinobesuch wert.


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Grossbritannien, Spanien 2017  
113 Minuten

Regie: Isabel Coixet
Drehbuch: Isabel Coixet nach dem Roman von Penelope Fitzgerald
Kamera: Jean-Claude Larrien

Darsteller: Emily Mortimer, Bill Nighy, Patricia Clarkson, James Lance, Honor Kneafsey


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