Once Upon a Time… in Hollywood

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Es war einmal in Hollywood… Westernheld Rick Dalton (Leonardo DiCaprio) und sein Stuntman Cliff Booth (Brad Pitt) fallen aus der Zeit. (Paterson-Entertainment)



Als Sharon Tate schwanger war
und die Colts noch rauchten


Als wären die «Rauchenden Colts» nie erloschen, die Cartwrights auf der Ponderosa («Bonanza») nicht gealtert… Die Westernhelden leben auf – in Schwarzweiss, und Quentin Tarantino hat seine helle Freude am alten Hollywood. Er schickt zwei «abgehalfterte» Helden auf die Reise zu Sharon Tate. Aber wir wollen nicht vorgreifen.

Wir tauchen in die Sechzigerjahre, als Hollywood blühte und Westernserien wie «Rauchende Colts» (635 Folgen) und «Bonanza» (430 Folgen) boomten. Steve McQueen spielte 1963 in «Gesprengte Ketten» («The Great Escape») einen smarten Ausbrecher aus einem Kriegsgefangenenlager. Roman Polanski drehte «Tanz der Vampire» (1967 in England mit Sharon Tate) und «Rosmaries Baby» (1968 in den USA).

TV-Star Rick Dalton (Leonardo DiCaprio) hat seine grosse Zeit als Kopfgeldjäger in der Serie «Bounty Law» (1958–1963) längst hinter sich. Die Serie wurde abgesetzt. Nun tingelt er mehr schlecht als recht durch die Hollywood-Studios, sein langjähriges Stunt-Double Cliff Booth (Brad Pitt) im Schlepptau. Irgendwie haben die beiden Partner den Zeitzug verpasst und sind in der Vergangenheit steckengeblieben.

Eine typische Episode: Charmeur Cliff verguckt sich in eine Teenager-Blondine. Die schleppt ihn mit in ihre wilde WG, wo er einen alten Filmkumpanen trifft, der die meiste Zeit im Bett verbringt, und auf ein eigenartiges buntes Völkchen von Hippies stösst – angeführt von einem gewissen Charles Manson (Damon Herriman), der aber gegen Erwarten im Weiteren keine Rolle spielt. Dem versierten Kinokenner schwant Böses, denn in unmittelbarer Nachbarschaft zum Altstar Rick wohnt Filmsternchen Sharon Tate (Margot Robbie) mit ihrem Clan, wobei ihr Mann Roman Polanski im Ausland weilt. Es wird eine blutige Nacht, aber anders, als man denkt.

Quentin Tarantinos neuntes Filmwerk «Once Upon a Time… in Hollywood» (natürlich denkt man dabei sofort an Sergio Leone und seine Filme) ist ein Fall für Filmfreaks, die seine vielen Anspielungen an Filmen, inklusive Italowestern von Sergio Corbucci, und Stars (Dean Martin, Bruce Lee u.a.m.) zu erkennen und zu deuten wissen, etwa wenn Steve McQueen, meisterhaft von Damien Lewis gedoubelt, sich vor dem deutschen Lagerkommandanten im Film aufbaut. Tarantino frönt seiner Leidenschaft Hollywood, unternimmt einen Abstecher nach Italien (Italowestern), badet in Nostalgie und verquirlt munter manche Figuren, Filmplakate oder -szenen. Das kann Spass machen, aber auf Dauer auch langweilen (Filmlänge 165 Minuten). Sein zweite Leidenschaft neben der Liebe zum (alten?) Film und zu Action entfaltet sich ebenfalls, die Gewalt (siehe Blutnacht).

In Locarno feiert das Tarantino-Patchwork, von manchen Kritikern (zu) hoch gelobt, auf der grossartigen Piazza Grande am 10. August Premiere. Man darf auf die Publikumsreaktion auf diese Nostalgiefarce, schwarze Komödie und Thriller gespannt sein.


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USA 2019
165 Minuten

Buch und Regie: Quentin Tarantino

Kamera: Robert Richardson
Darsteller: Leonardo DiCaprio, Brad Pitt, Mragot Robbie, James Marsden, Al Pacino, Kurt Russell


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