Madres paralelas

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Zwei Frauen, zwei Babys und verschiedene Wege: Janis (Penelope Cruz) ist überglücklich, Teenager Ana (Milena Smit) ist überfordert. Oben: Die Vergangenheit wird ausgegraben. Ein Dorf will die Opfer des faschistischen Regimes unter Franco aus dem Massengrab «befreien» und würdig beerdigen. (Pathé Films)



Mütter, Babys, Leid und Leidenschaft


Die Altmeister des Arthouse-Films tauchen in die Vergangenheit, baden in ihren Lieblingsthemen. Woody Allen reflektiert sein Alter ego und schickt einen Filmdozent auf die Festivalreise nach San Sebastian – in «Rifkin's Festival» (ab 30. Dezember im Kino). Der spanische Meister Pedro Almodóvar widmet sich seinem Lieblingsthema: Frauen, ihre Leiden und Leidenschaften, dazu versammelt er eine Schar seiner Filmheroinnen wie Penélope Cruz, Julietta Serrano oder Rossy de Palma um sich und inszeniert ein Beziehungsreigen um das Thema Mutterschaft.

Der Konflikt mag für den gewieften Zuschauer, durchsichtig sein, aber …: Zwei Frauen, eine reife Fotografin um die 40 und ein 17jähriger Teenager, wurden ungewollt schwanger. Sie entbinden parallel und lernen sich im Spital schätzen. Doch dann trennen sich ihre Wege. Janis (Cruz) um die 40 ist überglücklich über den Nachwuchs. Doch ihr Partner Arturo (Israel Elejalde) hat seine Zweifel, er glaubt nicht recht, dass er der Vater ihres Babys ist. Die Beziehung bekommt Risse.
Die junge Ana (Milena Smit) ist skeptisch, weiss nicht, wer der Vater ist. Von ihrer Mutter Teresa (Aitana Sánchez-Gijón) ist keine Hilfe zu erwarten, denn die hat nur ihre Karriere im Kopf. Zu allem Unglück verliert Ana ihr Kind. Man ahnt es: Zwei Babys, zwei Mütter und eine fatale Verwechslung.

Nun begnügt sich Almodóvar nicht mit einer Beziehungsgeschichte über «Paralelle Mütter», sondern baut ein Kapitel jüngerer spanischer Geschichte ein. Arturo, forensischer Anthropologe, soll eine Ausgrabung vorantreiben: In Janis' Dorf wurden während des Bürgerkriegs Menschen von Franco-Schergen ermordet und verscharrt. Die überlebenden Frauen und Verwandten wollen Aufdeckung, Genugtuung und eine anständige Beerdigung der faschistischen Opfer.

Almodóvar fügt diese verschiedenen Ebenen überzeugend und spannend zusammen, eine private und eine politische. Gewohnt setzt er starke Frauen prägnant ins Bild – von Penélope Cruz, überragend, über Aitana Sánchez-Gijón als selbstherrliche, egozentrische Schauspielerin bis zur Entdeckung Milena Smit als verlorene Ana, die am Ende Erfüllung findet. Ein reifes packendes Beziehungsdrama in mehrfacher Hinsicht. Ausdrucksstark und fesselnd.


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Spanien 2021    
123 Minuten

Buch und Regie: Pedro Almodóvar
Kamera: José Luis Alcaine

Darsteller: Penélope Cruz, Milena Smit, Israel Elejalde, Aitana Sánchez-Gijón, Julieta Serrano, Rossy de Palma


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