Kollektiv: Die schwangere Sportlerin Sofia (Ayomi Domenica, zweite von rechts) hofft auf Solidarität. (Cineworx)
Brasilianischer Widerstand
Volleyball ist ihr Lebenselixier. In dieser Sportart ist sie Spitze. Auf die 17jährige Sofia (Ayomi Domenica) setzen viele ihre Hoffnung. Eine Meisterschaft steht an. Das könnte ein grosser Karrieresprung werden. Und justament erfährt Sofia, dass sie schwanger ist.
Unmöglich, dass sie so ihre Rolle als Teamstütze spielen kann. Sie möchte unbedingt abtreiben, doch Schwangerschaftsabbrüche sind in Brasilien grundsätzlich verboten und nur in wenigen Fällen (Vergewaltigung, Missbildungen, Lebensgefahr der Mutter) erlaubt. In Uruguay wäre es möglich, und Sofia hat uruguayische Wurzeln. Ihre Freundin Bel (Loro Bardot), aber auch die Eltern unterstützen Sofia.
Die Brasilianerin Lillah Halla fasst mit ihrem ersten Spielfilm «Levante» ein heisses Eisen an – aus brasilianischer Sicht betrachtet. Frauen solidarisieren sich, leisten Widerstand gegen gesellschaftliche Regeln und Gesetze. Ihr Film soll jedoch nicht provozieren und kategorisieren. Er tangiert Feminismus und Rassismus und Konservatismus in der Ära des Staatspräsidenten Jair Bolsonaro (2019–2022), ohne kämpferisch oder missionarisch zu wirken.
Halla geht es um das Kollektiv, um Solidarisierung und Veränderung. Nicht zufällig ist Sofias Vater Imker. Das Leben der Bienen, ihre Organisation und Verbund bieten wunderbare Analogien zur gesellschaftlichen und individuellen Problematik. Der Begriff «Levante» hat mehrere Bedeutungen. Es kann sich um eine magische Pflanze handeln, aber auch um (politischen) Aufstand oder einer bestimmten Bewegung im Volleyball. «Levante ist ein bemerkenswert authentischer und ermutigender Film.
Die Frage sei freilich erlaubt, welche Beweggründe eine Abtreibung legitimieren oder akzeptabel scheinen – soziale Konstellation oder religiöse Einstellung, psychologische, wirtschaftliche, gesundheitliche oder materielle Gründe?
Brasilien/Frankreich 2023
99 Minuten
Buch und Regie: Lillah Halla
Kamera: Wilssa Esser
Ensemble: Ayomi Domenica, Loro Bardot, Grace Passô, Glaucia Vandeweld
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