Kiss Me Kosher

2020_11_19_2020_11_19_Kiss Me Kosher_002jpg

Zwei Herzen und eine Seele: Die Jüdin Shira (Moran Rosenblatt) liebt die Stuttgarterin Maria (Luise Wolfram). Frau will heiraten. (Spot on Distr.)


Lesbische Liebe und
deutsch-jüdischer Kulturcrash


Wie überwindet man Grenzen, existentielle Unterschiede und Kulturkreise? Dabei geht es nicht nur um Rassen und Religion, Gesellschaft und Gepflogenheiten (Traditionen), sondern auch um Befindlichkeiten, Gefühle und Menschliches, um Vergangenes, das bis in die Gegenwart wirkt.

Die Konstellation könnte krasser kaum sein: Eine Israelin liebt eine Deutsche. Die beiden Lesben wollen in Tel Aviv heiraten. Die Biologin aus Stuttgart, Maria (Luise Wolfram), trifft in Tel Aviv ihre Geliebte Shira (Moran Rosenblatt), die eine Bar führt. Man kennt sich seit drei Monaten, ist verliebt. Eher durch Zufall (und Missgeschick) denn durch Absicht löst Shira eine Art Verlobungsakt aus. Schuld ist ein Ring: Das Erbstück wurde ihr von Grossmutter Berta (Rivka Michael) geschenkt. Es soll nun einen Finger Marias schmücken. Schnell ist von Heirat die Rede. Shiras Bruder Liam (Eyal Shikratzki) ist begeistert und behält das Liebespaar im Fokus: Er dreht über die beiden einen Dokumentarfilm.

Alles scheint in harmonischen Bahnen zu laufen. Shiras tolerante Eltern (John Carroll Lynch und Irit Kaplan) samt Geschwister haben nichts gegen die Verbindung, wohl aber die leicht versnobte Oma, Holocaust-Überlebende, die Deutsche, vor allem «Hitlers Brut», ablehnt. Auch Maria zweifelt, als ihre Eltern (Bernhard Schütz und Juliane Köhler) aus Deutschland anreisen. Und prompt kommt ein dunkles Kapitel der Verwandtschaft ans Licht.

Shirel Peleg (Buch und Regie) richtet den Fokus ihrer Liebeskomödie auf deutsch-israelische Beziehungen, auf Toleranz und Vorurteile, offene Beziehungen und traditionelle Gegebenheiten sowie Spannungen zwischen den Generationen.
In der Romanze «Kiss Me Kosher» wirbelt die Filmerin munter alles durcheinander. Das wirkt bisweilen hausbacken und durchsichtig, teilweise witzig, bisweilen auch kitschig, wobei die Lesbenliebe ebenso wenig Thema ist wie die politisch-gesellschaftliche Situation in Israel. Es geht um Gefühle nach dem Motto: Die Liebe wird's schon richten. Das Spielfilmdebüt, überwiegend in Tel Aviv entstanden, amüsiert wohl auch, weil die Konflikte locker gelöst werden.


3_Star_Lionjpg

Israel, Deutschland 2020  
106 Minuten

Buch und Regie: Shirel Peleg
Kamera: Giora Bejach

Mitwirkende: Moran Rosenblatt, Luise Wolfram, Rivka Michaeli, Juliane Köhler, Bernhard Schütz, Irit Kaplan


Zurück