Dune

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Wüste Wüstenkulisse: Das Fürstenhaus der Atreiden, das den Planeten Arrakis (Dune) verwalten soll, wird vertreiben. Die Hoffnung liegt auf den Atreiden-Sohn Paul (Timothée Chalamet), der sich mit den Fremden verbündet. (Warner Bros.)



Wüsten-Wars –
ein Kultwerk in Szene gesetzt


Es gibt Bücher, die als unverfilmbar eingestuft werden. Der SF-Romanzyklus «Dune» von Frank Herbert gehört dazu. Regisseure wie Ridley Scott, Alejandro Jodorowsky mussten aufgeben, David Lynch hat's probiert und ist gescheitert bei Kritik und Publikum – damals. Heute sieht man seinen Film freilich anders und er wird neu beurteilt. Gleichwohl, die Wüste lebt und wurde durch den Kanadier Denis Villeneuve («Blade Runner 2049») fürs Kino wiederbelebt. Grundlage bildet der Romanzyklus «Dune» (sechs Bände) von Frank Herbert, der zwischen 1965 und 1985 entstanden ist und zum Kult der SF-Literatur wurde.

Verschiedene Produzenten (u.a. Dino De Laurentiis) und Regisseure (Ridley Scott, Alejandro Jodorowsky) versuchten sich an diesem monströsen Werk. Erst David Lynch verfilmte es tatsächlich 1984, doch sein «Wüstenplanet» floppte bei Kritik und Publikum. Beim aktuellen «Dune»-Leinwandmonument wird das Publikum gleich vorgewarnt: Teil 1 bedeutet, dass es auch noch nach 155 Minuten weitergehen wird.

Im Zentrum des Space-Actiondramas «Dune» stehen der Wüstenplanet Arrakis, der junge Held Paul Atreides (Timothée Chalamet), Erbe des Fürstenhauses, die kriegerischen Konkurrenten des Hauses Harkonnen, ein bizarrer Imperator und die Droge Spice und das unterdrückte Volk der Fremen. Herzog Leto Atreides (Oscar Isaac) wird vom Imperator der Planet Arrakis als Lehen übertragen, die bisherigen Herren, Baron Harkonnen (Stellan Skarsgård) und sein Clan, müssen weichen, haben natürlich nichts anderes im Sinn, als den neuen Lehnherren zu liquidieren und die Herrschaft zurückzuerobern.

Arrakis ist gefährlich, hier wird die Droge Melange abgebaut, die existenziell wichtig ist für die gesamte Raumfahrt ist. Nur dank ihr sind die Gildennavigatoren befähigt, mit Überlichtgeschwindigkeit den Weltraum zu durchkreuzen. Die Droge bewirkt hellseherische Fähigkeiten und blaue Augen, wie sie die Fremen, Ureinwohner des Planeten, haben. Auch der Atreide Paul ist quasi infiziert. Sein Vater, der Herzog wird verraten und umgebracht, er muss die Verantwortung übernehmen. Der mit seherischen Fähigkeiten ausgestattete Nachfolger kann zusammen mit seiner Mutter Jessica (Rebecca Ferguson), der Konkubine des Herzogs, fliehen – zusammen mit Schwertmeisters Duncan (Jason Momoa) und der Planetologin Liet-Kynes (Sharon Duncan-Brewster). Doch erst die Fremen, die den Planeten bestens kennen und auch wissen, wie man mit den gigantischen Wüstenwürmern umgehen kann, können weiterhelfen. Anführer Stilgar (Javier Bardem) und das Fremen-Mädchen Chani (Zendaya), dem Paul mehrfach in seinen Träumen begegnet ist, wissen einen Ausweg in der Wüste. Ist Paul der Erlöser, auf den die Fremen seit langem warten?

Die «Dune»-Enzyklopädie ist ein ausuferndes, literarisches Monument oder Monstrum, je nach Sehweise. Der Film basiert auf dem ersten Band und wird ihm insofern gerecht, als er grossartige Landschaften und Kulissen schafft. Die teilweise verworrenen Handlungsstränge mit vielen Figuren erschweren den Durchblick, so bleibt etwa die «Hexenrolle» der ehrwürdigen Mutter Moria (kaum erkennbar Charlotte Rampling) vom Orden der Bene-Gesserit für Nichteingeweihte diffus. Andere Figuren wie der monströse wurmartige Baron Harkonnen, das Pärchen Paul und Chani, Drohnen-Angriffe, Flug-Gefechte, Schlachten und mehr erinnern an die «Star Wars»-Saga. Es wird auch hier mit allen Waffen, Schwertern und Fäusten gefochten – im Jahr 10191. Wer sich an Kämpfen, bizarren auch atemberaubenden Landschaften und düsteren Szenarien sattsehen will, wird mit dem «Dune»-Actionpanorama gut bedient. Doch diese «Dune»-Version bleibt spektakulärer Schein. Themen wie Ausbeutung und Knechtung, Evolution, Machtgier und Gewalt, Manipulationen und Züchtung von Übermenschen, Religion (Erlöser) und Befriedung, im Buchepos angelegt, werden nur oberflächlich berührt. Ein Spektakel, doch die Tiefe fehlt trotz Wurmmonster in der Wüste.


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USA 2021  
155 Minuten

Regie: Denis Villeneuve
Buch: Villeneuve, Eric Roth, Jon Spaihts
Kamera: Greig Fraser

Darsteller: Timothée Chalamet, Rebecca Ferguson, Oscar Isaac, Josh Brolin, Stellan Skarsgård, Charlotte Rampling, Javier Bardem


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