Begehrlichkeiten: Wer lässt sich mit wem ein? Ein Quartett geht in den Clinch – mit Sarah Spale und Max Simonischek, Roeland Wiesnekker und Ursina Lardi. (Ascot Elite)
Zweierkiste zu viert
Beim gutbürgerlichen Ehepaar Tom (Roeland Wiesnekker) und Anna (Ursina Lardi) herrscht Flaute und tote Hose. Man regt sich zwar auf (über den Sexlärm der Nachbarn oben), aber nicht mehr an, heisst, die Zweisamkeit ist erstarrt. Um dieser auf die Sprünge zu helfen, hat Anna besagte «Störfaktoren» von oben zum Abendtreffen eingeladen. Musiklehrer Tom murrt, am liebsten hätte er seine Ruhe – ohne lustvolle Nebengeräusche eben. Zu spät, denn schwupps stehen die lustbetonten Nachbarn Lisa (Sarah Spale), eine Psychologin, und Salvi (Max Simonischek), ein Feuerwehrkommandant, vor der Tür.
Das kann ja heiter werden, vor allem weil die benachbarten Turteltauben eindeutige frivole Avancen machen: Vielleicht ein flotter Dreier oder Partnertausch? Der Abend, der Clinch nimmt Fahrt auf – natürlich nicht ohne Nebengeräusche. Stimmung? Eher ein Kochtopf vor dem Sieden. Da kommt einiges auf den Tisch, besonders bei Miesepeter Tom, aber auch Anna redet Tacheles. Die Funken sprühen – gut ist ein Löschexperte dabei. Da bröckelt der schöne Schein, da brechen sich Begehren Bahn.
Den Clinch zu viert haben Sabine Boss (Regie) und Alexander Seibt (Buch) initiiert – mit Spass an verbaler Provokation, Eskalation und Absurdität. Das namhafte Ensemble scheint selber an diesem Beziehungsknatsch einen Heidenspass gehabt zu haben und dreht auf. Das zwischenmenschliche Gefecht entpuppt sich als Kammerspiel über Sex ohne Sex. Ob das Techtelmechtel und Gefühls-Outing tatsächlich «emotional berührt», wie von der Regisseurin gewünscht, bleibt jedem selber überlassen. Das teilweise amüsante Paarlaufen endet jedoch nicht mit einer heissen Pirouette, sondern eher mit einem unvollendeten Doppelaxel.
Schweiz 2023
88 Minuten
Regie: Sabine Boss
Buch: Alexander Seibt
Kamera: Pietro Zuercher
Ensemble: Sarah Spale, Ursina Lardi, Roeland Wiesnekker, Max Simonischek
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