Cittadini del mondo

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Ein rüstiges Rentnertrio will ausbrechen und auswandern: Ex-Weltenbummler Attilio (Ennio Fantastichini), Giorgetto (Giorgio Colangeli) und Professore (Gianni Di Gregorio). (Xenix Film)



Auch mit 70 hat man noch Träume


Wenn man in die Jahre kommt, kommt vieles anders, als man denkt, sich wünscht oder anstrebt – nicht nur angesichts der Corona-Turbulenzen und alltäglicher Beschränkungen. Auch mit 70 oder darüber hat man noch Träume. Rüstige römische Rentner sinnieren über Müssiggang und Sinn ihres Lebens nach, wollen ihr bequemes Quartierleben aufgeben und aufbrechen in warme Gefilde. Das Ausland lockt, aber wohin...? Giorgetto (Giorgio Colangeli), immer knapp bei Kasse, und sein Zeitgenosse, der Professore (Gianni Di Gregorio), Typ Lateinlehrer, suchen Rat bei Attilio (Ennio Fantastichini – er ist nach den Dreharbeiten im Alter von 63 Jahren verstorben). Der einstige Weltenbummler lebt ausserhalb Roms, und die beiden Städter suchen ihn auf. Der bringt sie auf Inselträume: Wie wär's mit den Azoren? Und schon packt sie die Reiselust, und die drei Pensionäre entwickeln verschiedenen Aktivitäten, um die Auswanderung zu finanzieren. Aber dann kommen doch Bedenken auf. Unter anderem ist da noch Giorgettos Flüchtlingsfreund Abu (Salih Saadin Khalid), der mit dem Schlauchboot von Afrika (Mali) floh und in Italien landete …

Wie gesagt, auch mit 70 hat man noch Träume, und die entfaltet Regisseur Gianni Di Gregorio, der selber den Professore mimt, liebenswürdig augenzwinkernd in seiner Pensionärskomödie. Das ist nicht besonders aufregend, aber anregend, auch wenn dabei ein Sturm im Wasser- oder Weinglas entfacht wurde. Die wundersame Wendung am Schluss kann man mögen oder auch weniger. Sympathisch ist der Rentnertrip allemal. Auf die Idee zu diesem Film hätte ihn Kollege Matteo Garrone («Gomorra») gebracht, der ihn angeregt hätte, etwas über einen armen Rentner zu schreiben, der sich gezwungen sah, ins Ausland zu gehen, bemerkte Regisseur Di Gregorio. Und so hätte er zuerst die Kurzgeschichte «Poracciamente vivere» geschrieben und daraus ein Drehbuch entwickelt. Das Thema hat sich im Laufe der Zeit verlagert. Am Ende ist der junge Afrikaner Abu, der Flüchtling, der wahre Reisende.


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Italien 2019    
92 Minuten

Regie: Gianni Di Gregorio
Buch: Di Gregorio, Marco Pettenello
Kamera: Gogò Bianchi

Darsteller: Ennio Fantastichini, Giorgio Colangeli, Gianni Di Gregorio, Daphne Scoccia, Salih Saadin Khalid

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