About Endlessness

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Schweben über einer zerbombten Stadt am Rhein: Das Paar (Tatjana Delaunay, Anders Hellstrom) wirkt wie ein Hoffnungsschimmer. (Xenix Filmdistribution)



Mosaiksteine des Lebens


Der Schwede Roy Andersson («A Pigeon Sat on a Branch Reflecting on Existence») setzt seine Art des Filmens, des Erzählens, des Animierens und Andeutens fort. So fügt auch sein jüngster Film «About Endlessness» Szenen und Momentaufnahmen existenzieller Begebenheiten zu einem Mosaik zusammen. Einer hat das Vertrauen verloren, etwa in Banken, und versteckt seine Ersparnisse im Bett; ein anderer seinen Glauben, ein dritter seine Beine. Ein Mann bettelt um sein Leben, andere verkümmern in Einsamkeit. Verlorene Menschen am Rande –wie die endlose Soldatenkolonne, die besiegt und zerlumpt nach Sibirien trottet. Ein Paar schwebt über das zerbombte Köln. Gleichwohl, das Leben, die Liebe gehen weiter: Es gibt auch Hoffnung über der Düsternis.


«About Endlessness» baut sich wie ein Mosaik zusammen. 32 Szenen fügen sich scheinbar beliebig aneinander, verdichten, assoziieren, inspirieren zu Geschichten, die man weiterspinnen kann. Häufig kommentiert eine Erzählerin kurz die Szene, bringt sie auf den Punkt. Am Ende der Reise steht das Bild von einer Strasse, die scheinbar ins Unendliche führt. Ein Mann hat eine Autopanne. Ende.


Das Filmessay des schwedischen Bildermachers und Philosophen Roy Andersson ist auch eine Ode an die Zeitlosigkeit. Mit seinem Werk «Eine Taube sitzt auf einem Ast und denkt über das Leben nach» gewann er 2014 den Goldenen Löwen von Venedig. Mit seinen Filmtableau «About Endelessness» knüpft er an seine existenziellen Betrachtungen an und meint: «Das Hauptthema ist die Verletzlichkeit des Menschen. Ich denke, es ist ein hoffnungsvoller Akt, wenn man etwas schafft, das Verletzlichkeit zeigt. Denn wenn man sich der Verletzlichkeit des Menschen bewusst ist, wird man respektvoller und geht sorgfältiger mit dem um, was man hat. Ich möchte die Schönheit des Lebens betonen. Um das zu zeigen, muss man natürlich einen Gegensatz schaffen. Man muss die schlechten und grausamen Seiten des Lebens zeigen.»

Und das tut er, sehr sinnbildnerisch auf lakonische nordische Art, wo wenige Bildeinstellungen viel sagen. Anderssons Reflexionen über das Leben sind grau und doch nicht ohne Hoffnung, selbst wenn Adolf Hitler und andere Zerstörer auftauchen.


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Schweden, Norwegen 2019    
78 Minuten

Buch und Regie: Roy Andersson
Kamera: Gergely Pálos

Darsteller: Martin Serner (Pfarrer), Tatjana Delaunay und Anders Hellstrom (fliegendes Paar), Jessica Lothander (Erzählerin)

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