Wer wir waren

2021_07_21_Wer wir waren_003jpg

Globale Probleme können nur in globaler Kooperation gelöst werden. Menschen wie die Ozeanologin Sylvia Earle und die Philosophin Janina Loh wollen den Fragen auf den Grund gehen. (Filmcoopi)



Die Zukunft entscheidet sich heute


Die Welt ist aus den Fugen geraten. Eine Krise löst die andere ab. Wie wird sie morgen aussehen, was hinterlassen wir? Die Frage «Wer wir waren» beschäftigte auch den Journalisten Roger Willemsen. Filmer Marc Bauder hat sie aufgegriffen und Antworten gesucht … «Ungeheuer ist viel, doch nichts ist ungeheurer als der Mensch.» Dieses Wort legte der griechische Dichter Sophokles seinem Chor in der Tragödie «Antigone» in den Mund – und das vor rund 2500 Jahren! Geändert hat sich nichts. Und so wird das antike Wort sinngemäss am Anfang des Dokumentarfilms von Marc Bauder zitiert. Der Stuttgarter Regisseur hat sich auf eine Reise begeben – vom Weltall bis in die Niederungen, sprich Trockenheit, afrikanischer Landstriche, von der Weltraumkapsel bis Berlin, Nepal bis nach Japan und in den Senegal. Inspiriert von Gedanken und einem Buchfragment des verstorbenen Roger Willemsen. Mit dem Film «Wer wir waren» versucht Bauder («Master of the Universe», Europäischer Filmpreis 2014), die Welt mit Sicht auf Morgen fassen. Was werden zukünftige Generationen von der Welt halten, die wir hinterlassen werden?

Aus verschiedenen Perspektiven liefern eine Handvoll Menschen ihre Weltbeurteilung vor. Diese Weltsichten werden von persönlichen Erkenntnissen und Tätigkeiten getragen. Sein Blick beispielsweise kommt von ganz oben: Der Astronaut Alexander Gerst (mit 362 Tagen Weltallerfahrung) erlebt den Blauen Planeten als Ganzes – quasi abgehoben. Er weiss um die Winzigkeit der Erde angesichts des unermesslichen Weltraums, um ihre Einzigartigkeit und unersetzbare Lebensgrundlage für die Menschheit.

Sylvia Earle erforscht die Erde in der Tiefe, Ozeane bis zu einer Tiefe von (unerforschten) elf Kilometern. Die Ozeanologin erzählt von Schwämmen, die eine Kolonie von Kreaturen bilden, und von Lebewesen im Wasser, die Hunderte von Jahren alt sind. Ihre Erkenntnis: «Das Leben ist ein Wunder.» Matthieu Ricard ist ein buddhistischer Mönch in Nepal, der glaubt, dass Menschen ein falsches Freiheitsverständnis haben, und der für einen individuellen Wandel plädiert. Die «kritische Posthumanistin» und Technikphilosophin Janina Loh geht den Fragen nach: Was macht den Menschen aus? Wie nah kommen sich Mensch und Maschine, wird der Roboter den Menschen «überleben»? Der senegalesische Sozialwissenschaftler Felwine Sarr lenkt den Blick auf Afrika und den Klimawandel. Dennis Snower, Ökonom und Präsident der Global Solutions Initiative, rät eindringlich, eine globale Koalition zu bilden, um globale Probleme zu lösen.

«Wer wir waren» ist ein eindrücklicher Dokumentarfilm und Appell an individuelle Verantwortung und Veränderung. Marc Bauder verzichtet auf Kommentare, lässt Bilder, Forscher und Aktivisten für sich sprechen. Sein weitgespannter und doch konzentrierter Film sollte Pflichtstoff sein für Alte wie Junge, für Weltennutzer und Umweltschützer. Die Botschaft ist klar: Es kann nur ein WIR geben, um die Welt zu retten. Doch wird der Rufer in der Wüste gehört? Es ist zu befürchten, dass der Mensch ungeheurer ist als erlaubt. Ist das doch der Anfang vom Ende, wenn es heisst: «Wir waren die, die verschwanden» und «Wir waren diejenigen, die wussten, aber nicht verstanden.» (Roger Willemsen)


4_Star_Lionjpg

Deutschland 2021
113 Minuten

Buch und Regie: Marc Bauder
Bildgestaltung: Börren Weiffenbach

Mitwirkende: Alexander Gerst, Sylvia Earle,, Matthieu Ricard, Dennis Snower, Felwine Sarr, Janina Loh
Sprecher: Manfred Zapatka


Zurück