Tully

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Mutter am Nervenzusammenbruch: Marlo (Charlize Theron) wird durch die «Night Nanny» Tully (Mackenzie Davis) gerettet. (Ascot Elite)



Eine gute Fee für überforderte Mütter


Kinder sind eine Freude, sagt man, sie können aber auch zum Hemmschuh oder gar zur Plage werden. Marlo (Charlize Theron), um die 40, ist Mutter zweier Kinder, der achtjährigen, problemlosen Sarah und des nicht pflegeleichten Sohn Jonah, der Zeichen von Autismus zeigt. Und nun das dritte Kind. Marlo ist schlicht überfordert – trotz verständigen Ehemanns Drew (Ron Livingston). Da kommt Craig (Mark Duplass), der leicht überhebliche, smarten Bruder ihres Mannes, auf die Idee, ihr eine «Night-Nanny» schmackhaft zu machen. Marlo bockt, doch in letzter Verzweiflung willigt sie ein. Und siehe da, sie erlebt ein schieres Wunder, denn die Studentin Tully (Mackenzie Davis) entpuppt sich als Glücksfall. Sie übernimmt nicht nur die «Nachtwache», sondern eröffnet Marlo neue Lebensqualität. Das Kindermädchen wird zur Freundin, bestärkt sie, Familienfesseln zu sprengen. So erobert sich die geplagte Mutter ein kleines Stück Freiheit zurück.

Es ist übertrieben, das Beziehungsstück «Tilly» (Drehbuch: Diablo Cody) als Komödie anzupreisen und zu taxieren. Regisseur Jason Reitman führt eine Mutter vor, die, nahe an einem Zusammenbruch, sich redlich bemüht, den Halt nicht zu verlieren. Da hilft nur ein guter Geist oder ein «Engel» wie Tully, wobei Reitman etwas spitzbübisch andeutet, dass Tully ein mögliches Traumbild sein könnte, das Marlos Sehnsüchte wiederspiegelt. Wie ja auch der Schauplatz, ein New Yorker Vorort, in Wahrheit im kanadischen Vancouver liegt. Wie auch immer – lange sah man Charlize Theron («Monster») nicht mehr so überzeugend authentisch wie in diesem märchenhaft angehauchtem Familiendrama, wobei Mackenzie Davis als Schicksalslenkerin Tully eine besondere Aufgabe zukam, die sie wunderbar löste.


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USA 2018
96 Minuten

Regie: Jason Reitman
Kamera: Eric Steelberg

Darsteller: Charlize Theron, Mackenzie Davis, Mark Duplass


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