The Singing Club

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Männer ziehen in den Krieg nach Afghanistan, ihre Frauen daheim hoffen und bangen und engagieren sich in einem Chor. Hier finden sie Ablenkung und eine gemeinsame Basis, mit der Situation fertig zu werden – unter Führung der strengen Offiziersgattin Kaste (Kristin Scott Thomas) und der aufmüpfigen Lisa (Sharon Horgan). (Praesens-Film)



Kraft und Emotionen des Gesangs


Singen hilft in manchen Lebenslagen, weckt Gemeinschaftsgefühle, verbindet und stärkt das Gefühl, nicht allein zu sein. Peter Cattaneo («The Full Monty – Ganz oder gar nicht») hat eine wahre Geschichte ausgegraben und liess sich zum Feel-Good-Film «The Singing Club» inspirieren. «Was mich vielleicht am meisten fasziniert hat, war die Möglichkeit, einen Film über die emotionale Kraft von Musik und die Katharsis des gemeinsamen Singens zu drehen», erklärte Regisseur Cattaneo.

Die Geschichte beginnt um 2010: Offiziersgattin Kate Taylor (Kristin Scott Thomas) soll den Trübsal der Strohwitwen in einer britischen Garnison ausblasen und Lebensfreude vermitteln. Die Männer sind in den Krieg gegen Afghanistan gezogen und liessen ihre Familien mit Angst und Sorgen zurück. Töpfern, Stricken, Teetrinken oder andere häuslichen Aktivitäten sind dazu wenig geeignet, Ängste zu verarbeiten und die Stimmung zu heben. Wie wär's mit Singen, dachte frau sich! Die strenge, eher preussisch geeichte Kate versucht's sozusagen vom Blatt. Eher Chaos, denn Harmonie. Das kommt bei der rebellischen Lisa (Sharon Horgan) gar nicht gut an, welche die Frauengruppe bisher anführte. Sie setzt auf Herz und Temperament und pfeift auf akademische Strenge. Das Chörli der einsamen Frauen droht aber, am Clinch der beiden Alphatiere Kate und Lisa zu zerbrechen, erst recht als die forsche Lisa einen Song nach Briefen der fernen Männer kreiert und einen wunden Punkt Kates trifft. Überraschung: «The Military Wives» werden zum Konzert in der Londoner Royal Albert Hall eingeladen. Doch Kate schert aus, der Auftritt ist infrage gestellt.

Regisseur Cattaneo drückt bewusst aufs Gemüt und lässt sein Militärchörli, weiblich, verzweifeln, hoffen und frohlocken. Er hätte sich 2017 für diese Frauen interessiert, blickt Cattaneo zurück. «Als ich anfing, mich mit echten Soldatenfrauen zu treffe, wurden schon bald die vielfältigen Themen sichtbar. Eine zersplitterte Gruppe von Frauen, die Freundschaft und Einigkeit erfährt durch Gesang», so Cattaneo. «Frauen, von denen erwartet wird, dass sie sich still verhalten und weitermachen wie bisher, finden ihre Stimmer.»

Gedreht wurde auf der Militärbasis RMB Catterick in North Yorkshire, wo der erste Chor der Militärfrauen gegründet wurde. Einige der «Military Wives» haben als Statistinnen mitgemacht. Kate und Lisa sind im Film die beiden Gegenpole, bilden das Rückgrat des Chors, der die Frauen zusammenschweisst. Darunter sticht die vom Schicksal geprüfte Jess (Gaby French) als Solistin hervor – etwa beim Klassiker «Time After Time» oder dem berühmten «Ave Maria» anlässlich einer Beerdigung. Der Film mit viel Herz und Stimme beschreibt berührend, wie Musik bindet, stärkt und trägt. Der Chor aus Yorkshire war nur der Anfang einer Entwicklung. Inzwischen gibt es in Grossbritannien über 75 «Military Wives»-Chöre.


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Grossbritannien 2020
112 Minuten

Regie: Peter Cattaneo
Buch: Rosanne Flynn, Rachel Tunnard
Kamera: Hubert Taczanowski

Darsteller: Kristin Scott Thomas, Sharon Horgan, Greg Wise, Gaby French, Jason Flemyng


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