Eine Tochter versucht, ihren Vater zu retten: Molly (Elle Fanning) kommt gegen die Gespenster ihres dementen Vaters Leo (Javier Bardem) nicht an. (Filmcoopi)
Verloren im Gestern
Er döst im Bett seiner Bude in Brooklyn vor sich hin – lethargisch, apathisch. Leo (Javier Bardem), der Schriftsteller, der den Boden zur Realität verloren hat, kennt nicht einmal mehr den Namen seiner Tochter Molly (Elle Fanning), die sich aufopferungsvoll um ihn kümmert. Er hat vergessen, verdrängt. Wer weiss das schon …? Molly versucht, ihren geistig verlorenen, dementen Vater in die Wirklichkeit zurückzuholen. Doch der phantasiert, flüchtet sich in vergangene Zeiten, etwa nach Griechenland, erinnert sich an seine grosse Liebe, an die Mexikanerin Dolores (Salma Hayek), mit der er einen Sohn hatte. Der kam bei einem Autounfall ums Leben. Die Ehe ist daran zerbrochen, und Leo plagen Schuldgefühle. Der ehemalige Schriftsteller jagt Halluzinationen nach, irrt durch New York und träumt von Strassen, die er eben nicht gegangen ist, nicht bewältigt hat.
Sally Potter schuf ein eindringliches, verstörendes Drama um Erinnerungen und vertane Chancen, Trauer und Verlust. Bardem, der einstige Bond-Bösewicht, verkörpert hier eine menschliche Ruine, bemitleidenswert in seiner störrischen Verlorenheit und wahnsinnigen Hilflosigkeit. Nicht minder überzeugen Elle Fanning als Samariter-Tochter, Salma Hayek als verlorene Ehefrau und Laura Linney als Mollys Mutter. Ein sprunghafter Film, der in seiner Schlichtheit, Schroffheit und Nähe berührt und einiges über Verlorene und Betroffenen zu sagen hat.
Grossbritannien 2020
85 Minuten
Buch und Regie: Sally Potter
Kamera: Robbie Ryan
Darsteller: Javier Bardem, Elle Fanning, Selma Hayek, Laura Linney
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