Papa Moll

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Papa und die vifen Kids, die kaum zu bändigen sind: Stefan Kurt (Papa Moll) und Isabell Schmid, (Bild unten) im trauten Familienkreis. (Walt Disney Schweiz)



Biedermann und die Kinder


Pausbäckig, mit einem dünnen Haarbüschel auf der Glatze, mit Bauch und Kulleraugen – so kennt man den Bünzli, der 1952 kreiert wurde und seither die Schweiz mit seinen tollpatschigen Aktionen beglückte. Edith Oppenheim-Jonas schuf den Biedermann, der erstmals 1953 in der Kinderzeitschrift «Junior» auftauchte. Seit 1967 erschien «Papa Moll» auch in Buchform. Über 1,5 Millionen Exemplare wurden seither verkauft. Comic-Held «Papa Moll» gehört zum Schweizer Kulturgut wie «Heidi», «Schellen-Ursli» oder «Globi». Der überforderte, linkische Familienvater, aber auch Hausmann, chaotisch und liebenswert, hatte einen erzieherischen Auftrag: Er steht für Familiensolidarität und Liebe zu Kindern, Gradlinigkeit und Warmherzigkeit.

Die Filmemacher Manuel Flurin Hendry (Regie), Lukas Hobi und Reto Schaerli (Produktion) hatten genau dies im Sinn. Sie wollten den verstaubten Biedermann in die heutige Kinowelt verpflanzen. Und das ist rundweg gelungen, rein äusserlich (mit dem Touch der Fünfzigerjahre), aber auch im Kern, in der Geschichte. Gedreht wurde hauptsächlich im Kanton Aargau (Bad Zurzach, Baden), in Köln (MMC-Filmstudios) und Görlitz (Oberlausitz an der polnischen Grenze), Schauplatz der Schokoladenfabrik (eigentlich die Brauerei Landskron). Papa Moll (Stefan Kurt, perfekt aufgepeppt und ausgestattet) hat Mühe, seine Rasselbande, die forsche Evi (Luna Paiano), den ängstlichen Willy (Yven Hess) und den rebellischen Fritz (Maxwell Mare), an den Zügeln zu halten. Die Familienkontrolle entgleitet ihm, als Mama Moll (Isabella Schmid) zu Wellness-Tagen nach Bad Zurzach fährt, und er ausgerechnet an diesem Wochenende vom Chef (Philippe Graber) in die Schokoladenfabrik zwecks Behebung einer Störung gerufen wird. Die Fehde mit den verfeindeten Stuss-Kindern Jackie (Lou Vogel) und Johnny (Livius Müller-Drossaart) eskaliert, und die Fabrikmaschinen laufen Amok. Papa Moll erlebt sein familiäres und berufliches Fiasko. Nach bedächtigem Beginn dreht sich die Slapstick-Komödie immer schneller und schriller. Dazu tragen auch die Eskapaden um den Zirkushund Katovl bei, den die Kinder befreien und der dann in Tschips umgetauft wurde. Irgendwie kriegt Papa Moll die Kurve, wächst über sich hinaus, dreht Wachtmeister Grimm (Erich Vock) und dem Stuss-Patron (Martin Rapold) eine Nase.

«Papa Moll», der nostalgische Film mit einem Budget von 5,7 Millionen Franken, ist in den Fünfzigerjahren beheimatet, kommt aber recht frisch daher: Eine beschauliche Bildgeschichte mit satirischen Seitentönen. Er leugnet seinen Comic-Charakter nicht, versprüht altmodischen Charme und vergnügt so auf putzige Weise: Zuckerwatte statt Popcorn sozusagen.



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Schweiz 2017
90 Minuten

Regie: Manuel Flurin Hendry
Drehbuch: Matthias Pacht, Manuel Flurin Hendry, Jann Preuss
Kamera: Felix Novo de Oliveiro

Darsteller: Stefan Kurt, Luna Paiano, Maxwell Mare, Yven Hess, Lou Vogel, Livius Müller Drossaart, Isabella Schmid, Erich Vock, Martin Rapold, Philippe Graber


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