Nightmare Alley

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Der Manipulant und sein Medium: Stan (Bradley Cooper) bedient sich der treuseligen Molly (Rooney Mara). Lilith (Cate Blanchett) hat den Scharlatan Stan durchschaut: Sie ist eine Klasse smarter als ihr Geschäftspartner. (Disney)



Meisterhafte Manipulation:
Schaurig schöner Spuk-Thriller


Oscar-Preisträger Guillermo del Toro ist ein Meister schillernder Dramen und filmischer Achterbahnfahrten. Eine Art Zirkusdirektor der Filmwelt. Jetzt treibt er ein perfides Spiel um Tricks, Täuschungen, Manipulation und Selbstüberschätzung. Im Stil eines Film Noir, freilich ohne Detektive, Cops und ohne schiesswütige Schurken, kommt die Neuverfilmung der Schauermär «Nightmare Alley» daher, brillant inszeniert vom Mexikaner del Toro («The Shape of Water – Das Flüstern des Wassers»). Bereits 1947 hatte Edmund Goulding den Bestseller von William Lindsay Gersham mit Tyrone Power verfilmt (deutscher Filmtitel: «Der Scharlatan»).

Amerikanische Provinz um 1939. Stanton «Stan» Carlisle (Bradley Cooper) hat die elterliche Blockhütte abgefackelt, samt Vater, und will ein neues Lebenskapitel aufschlagen. So sucht er einen Job bei einem fahrenden Zirkus, einem obskuren Jahrmarkt, wo sich Zwerge, Wahrsager, Freaks, Schönheiten, Monster und andere Wesen tummeln. Schausteller Clem (Willem Dafoe), Leiter dieses Rummelplatzes, nimmt den vagabundierenden Stan als Ansager und Einflüsterer in die schräge Kirmesfamilie auf. Dazu gehören Kartenlegerin und Mentalistin Zeena (Toni Collette) sowie ihr versoffener Mann Pete (David Strathairn), die nett-naive Molly (Rooney Mara) und ihr Beschützer, der bärenstarke Hüne Bruno (Ron Perlman).

Stan macht sich schlau, lernt schnell von der trickreichen Hellseherin Zeena, bändelt mit der hübschen Molly an, beargwöhnt von Bodyguard Bruno. Stan heiratet seine Assistentin und zieht mit ihr auf eigene Faust los, um in der besseren Gesellschaft Glück und Geschäft zu finden. Bei einer Vorstellung in einem Club – er «entlarvt» ausgewählte Gäste dank «Medium» Molly – legt er sich mit der undurchsichtigen Blondinen Lilith (Cate Blanchett) an und kommt mit ihr ins Geschäft. Die eiskalte Psychologin zieht mit Stan ein Hellseherspiel auf, um betuchte Bürger auszunehmen. Einer davon ist der steinreiche verwitwete Richter Kimball (Peter MacNeill), der sich nichts sehnsüchtiger wünscht, als seine verstorbene Frau (Mary Steenburgen) wiederzusehen.

Guillermo del Toro zieht in seiner düsteren Thriller-Romanze alle Register des Jahrmarkts und des Kinos. Es spukt, aber nicht wie in einer Geisterbahn, sondern wie bei einem Höllentrip, bei dem die Monster Menschen, vor allem Männer, sind.
Der mörderische Blender und Scharlatan Stan steigt hoch und stürzt tief. Dabei überschätzt er sich und unterschätzt andere. Das Leben wird zum Alptraum: «Nightmare Alley» ist eine mörderische Schauermär über Tricks und Täuschungen, Manipulation, Gier und Hybris. Trotz einige unnötiger Schlenker (150 Minuten) ein kontrastreiches perfides Kinovergnügen mit nostalgischem Touch und schauriger Phantasie.


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USA/Mexiko 2021    
150 Minuten

Regie: Guillermo del Toro
Buch: Del Toro, Kim Morgan
Kamera: Dan Laustsen

Darsteller: Bradley Cooper, Cate Blanchett, Toni Collette, Willem Dafoe, Rooney Mara, Ron Perlman, Mary Steenburgen, David Strathairn


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