La dérive des continents (au sud)

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Im Auftrag der EU: Die deutsche Beraterin (Ursina Lardi, rechts), ihr französischer Kollege (Tom Villa) und Diplomatin Nathalie Adler (Isabelle Carré) sollen ein Flüchtlingslager «herrichten». (Pathé)


 

Begegnung der anderen Flüchtlingsart


Sizilien für einmal nicht touristisch betrachtet: Grosser Besuch kündigt sich an. Die Staatschefs Emmanuel Macron und Angela Merkel wollen ein Flüchtlingslage in Augenschein nehmen. Die EU-Beauftragte Nathalie Adler (Isabelle Carré) hat alle Hände voll zu tun, diesen wichtigen PR-Anlass vorzubereiten. Wie stets geht es um Subventionen, sprich EU-Gelder. Der französische Berater (Tom Villa) und seine deutsche Kollegin Ute (Ursina Lardi), beide für Öffentlichkeitsarbeit zuständig, bemängeln den Zustand des Flüchtlingslagers: Es scheint ihnen zu sauber, geordnet, zu perfekt. Da müssen Abfallhaufen und Bauruinen her. Nur ein schäbiges Lager bringt Geld. Nathalie rauft sich die Haare ob der Manipulationsvorhaben. Obendrein ist die deutsche Vorbotin ihre Geliebte, und überraschend taucht ihr Sohn Albert (Théodore Pellerin) auf, ein NGO-Aktivist mit radikaler Tendenz, der ihr grollt, weil sie ihn verlassen hat.
 
Für Konfliktstoff ist also reichlich gesorgt. Der Lausanner Regisseur Lionel Baier setzt seine Tetralogie über den europäischen Kontinent fort – nach «Comme des voleurs», dem Osten gewidmet) und «Les grandes ondes» (Westen) richtet er seinen Blick auf den Süden. Dabei verquirlt er Privates mit Politischem, lässt es knistern zwischen einem Liebespaar (Nathalie und Ute), zwischen Mutter und Sohn – mit Ernst, aber auch Augenzwinkern. So pendelt sein Film zwischen Sozialanliegen, Beziehungsdrama und Politkomödie – komisch und ernst zugleich.
 

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Schweiz 2022    
89 Minuten

Regie: Lionel Baier
Drehbuch: Baier, Laurent Larivière
Kamera: Josée Deshaies

Besetzung: Isabelle Carré, Théodore Pellerin, Ursina Lardi, Ivan Georgiev, Tom Villa


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