Jojo Rabbit

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Hitler (Taika Waitit) – mein Freund, aber nicht mein Helfer. Dennoch: Nazi-Fan Jojo (Johannes) Betzler (Roman Griffin Davis) schützt das jüdische Mädchen Elsa (Thomasin McKenzie), als wäre es seine Schwester. (Fox).


Ein Hasenfuss kickt Hitler


Trotz üppiger Nominationen (6) hat es für die deftige Nazisatire «Jojo Rabbit» bei der Oscar-Verleihung nur einmal gereicht. Sie wurde für das beste adaptierte Drehbuch mit einem Goldenen Schwertträger bedacht. Im Vorfeld hatten sich manche Kritiker gefragt: Darf man ernsthaft einen Film inszenieren, in dem Hitler als possenhafter Kumpel auftritt und sich ein Zehnjähriger als glühender Nazi-Anhänger gefällt?

Da dürfte mancher Kinogänger zuerst schlucken: Ein Knabe in Nazi-Klamotten freundet sich mit einem Geist in Gestalt eines Hitler-Hampelmanns an. Regisseur Taika Waititi, der den «Führer» selbst verkörpert, will es so. Ebendiese Erscheinung gibt sich als väterlicher Freund des Knaben Jojo (eigentlich Johannes) aus. Kann das sein, kann das gutgehen? Das geht, wohl auch weil der Neuseeländer Waititi, scheinbar unbelastet, eine bitterböse Groteske inszeniert, die trotz schwarzem Humor und aberwitzigen Zwischentönen das Böse desmaskiert, die Realität nicht aus den Augen verliert und Mitgefühl weckt.

Jojo (Roman Griffin Davis), der sich in der Hitlerjugend den Spitznamen Rabbit (Hasenfuss) «verdient» weil er sich weigert, ein Kaninchen zu töten will, ist ein glühender Anhänger Hitlers. Jojos Mutter Rosie (Scarlett Johansson) ist aus anderem Holz geschnitzt, sie versteckt ein 16-jähriges, jüdisches Mädchen (Thomasin McKenzie) vor den Nazis. Und Jojo muss sich entscheiden: Soll er das Geheimnis und so auch das Mädchen preisgeben, das für ihn wie eine Schwester ist und in das er sich ein bisschen verliebt hat?

Unglaublich, dem neuseeländischen Autor und Regisseur gelingt der Spagat zwischen Schrecken, Scherz und Zärtlichkeit: Die Naziherrschaft ist schrecklich, Opfer baumeln am Galgen, Bomben falls aufs Städtchen, das Kriegsende ist brutal, und doch schimmert 1945 Hoffnung, als die Amerikanern einfahren. Freiheit? Mit einem Tänzchen wird ein neues Kapitel aufgeschlagen. Trotz ironischen Intermezzi werden Nationalsozialismus, seine Handlanger, Mitläufer und auch die Opfer nicht verharmlost. Im Gegenteil, die satirische Zeichnung schärft die Sicht und stärkt die Emotionen. «Jojo Rabbit» plädiert für Menschlichkeit, Mitgefühl und Liebe in guten wie in schrecklichen Zeiten.


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USA 2019    
108 Minuten

Buch und Regie: Taika Waitit
Kamera: Mihai Mălaimare Jr.

Darsteller: Roman Griffin Davis, Scarlett Johansson, Thomasin McKenzie, Taika Waititi, Sam Rockwell


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