Into the Beat – Dein Herz tanzt

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Im Tanz vereint: Katya (Alexandra Pfeifer) und Marlon (Yalany Marschner) bilden ein ideales Paar für eine Hip Hop-Performance. (Praesens Film)




Zerreissprobe zwischen Beat und Ballett


Die angehende Ballerina Katya schwankt zwischen klassischem Ballett und Streetdance, väterlichen Ansprüchen und eigener Freiheit. Stefan Westerwelle inszenierte ein aussergewöhnliches tänzerisches Liebesdrama. Katya (Alexandra Pfeifer) hat es nicht leicht. Sie ist ein Tanztalent und ihr Weg ist klar: Sie soll in die Fussstapfen ihres Vaters Victor Orlow (Trystan W. Pütter) treten bzw. tanzen. Der ist ein Star in der Ballettszene – und verletzt sich so schwer, dass es sein Karriereende bedeutet. Nun ruht all seine Hoffnung auf der Tochter, die hart in Hamburg trainiert für die Rolle des «Dornröschens» und sich um ein Stipendium an der renommierten New York Ballet Academy bewerben will. Der Druck auf die angehende Ballerina ist gross. Sie lernt einen Trupp junger Streetdancer kennen, allen voran B-Boy Marlon (Yalany Marschner), der sie ins «Battle Land» einführt, der unbändigen Welt des Hip Hop, der Moves und des Streetdance. Sie ist fasziniert, teilt sich auf – vormittags Klassik, nachmittags Hip Hop. Eine Zerreissprobe, und sie weiss, dass sie sich entscheiden muss. Hier der Vater, den sie nicht im Stich lassen will, dort der charismatische Marlon, mit dem sie ein geniales Hip-Hop-Paar bilden könnte; hier die Aussichten an der Academy in New York, dort ein Engagement bei den «Sonic Tigers», der weltbekannten Urban-Dance-Crew, die durch die Welt tourt. Und diese Organisation sucht just weitere Mitglieder und veranstaltet deshalb eine Audition in Hamburg. Der Vater sperrt sich, verweigert seiner Tochter die Unterschrift für die Teilnahme …

Stefan Westerwelle, Regie und Drehbuch mit Hannah Schweier, arbeitete eng mit der Flying Steps Academy in Berlin zusammen, der grössten Urban-Tanzschule in Europa. Das Gros der Tänzer im Film «Into the Beat – Dein Herz tanzt» gehört zu den Flying Steps. Die Choreographie wurde von Pepita Bauhard und Jeff Jimenez, beide von der Flying Steps Academy, erarbeitet. Westerwelles erklärtes Ziel war es, keinen Revue- oder expliziten Tanzfilm zu inszenieren, sondern eine Coming-of-Age- und Liebesgeschichte zu erzählen. Es ist ein Film über Körpersprache und -disziplin, strenge Zuordnung und freien explosiven Tanzausdruck.

Die jungen Hauptdarsteller Alexandra Pfeifer aus Stuttgart hat Balletterfahrung und Yalany Marschner aus Berlin als Marlon ist tanzbegeistert und war schauspielerisch tätig. Beide haben ein intensives Tanz und Schauspieltraining für diese Beat-Performance absolviert. Eine exzellente Leistung. Selbst wenn man kein Anhänger von Hip-Hop und Breakdance ist, vermag Westerwelles expressive Tanzromanze zu fesseln, auch weil sie sich nicht als Tanzdrama à la Hollywood anbietet, sondern sehr realistisch und authentisch wirkt. Gedreht wurde in Hamburg, in U-Bahn- und Hafenkulissen sowie in Leipzig, wo die Balletschule und der Club Battle-Land angesiedelt wurden. Interessant ist auch, dass «Into the Beat» im Rahmen der Initiative «Der besondere Kinderfilm» entstanden ist. Ziel ist es, Originalstoffe, also kein Comic- oder Buchvorlagen, für Kinder- und Familienfamilie zu realisieren. Das ist vorzüglich und publikumswirksam gelungen.


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Deutschland 2020
85 Minuten

Regie: Stefan Westerwelle
Buch: Westerwelle und Hannah Schweier
Kamera: Martin Schlecht

Darsteller: Alexandra Pfeifer, Yalany Marschner, Trystan W. Pütter, Katrin Pollitt, Ina Geraldine Guy, Helen Schneider


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