Glow

2018_03_Glow_002jpg

Ein Leben wie im Rausch: Die Dirne Lady Shiva wurde zur Ikone der Postmoderne. (Cineworx)



Hommage an eine Ikone


Es ist noch nicht lange her, dass sie aus der Versenkung aufauchte und auf ein Plakat gehievt wurde: Man pries Lady Shiva als Ikone der Postmoderne an – für eine Ausstellung 2013 im Landesmuseum, Zürich. Irene Staub war eine aufsässige Diva und Dirne Ende der 68erJahre, wurde Pop- und Mode-Ikone, Muse und Showgirl. Sie bot sich an und wurde angeboten als faszinierende Underground-Frau. Sie stand Walter Pfeiffer Model, über den aktuell der höchst sehenswerte Dokumentarfilm «Walter Pfeiffer – Chasing Beauty» in den Kinos zu sehen ist, Model, kam auch «Rolling Stones» Mick Jagger nahe, tingelte durch die Nächte in Berlin und Rom, stellte sich Federico Fellini vor. Doch der Meister erkannte in der Muse und Model-Lady das Feuer und das Erlöschen. Er soll bemerkt haben, dass solch eine Frau, die so sehr glüht, in ein, zwei Jahren verlöschen wird. Das Glühen in ihr zehrte sie auf. Sie starb so mysteriös, wie sie gekommen war – bei einem Motorradunfall 1989 in Thailand, 37 Jahre jung.

«Glow» hat denn auch die Filmerin Gabriel Baur ihren Dokumentarfilm überschrieben. Sie schuf nicht nur ein glühendes, modisch wie menschliches Porträt dieser aussergewöhnlichen Erscheinung und Diva, sondern auch ein Zeitbild der späten Sechziger- bis Achtzigerjahre. Dazu beitragen haben neben vielen Dokumentaraufnahmen vor allem Statements von Leuten, die mit Lady Shiva in Berührung kamen, sie kannten, halfen und ihren Absturz nicht verhindern konnten. Die Modepionierin Ursula Rodel etwa, die Irene Staub nicht von ihrem «Lady Shiva»-Trip herunterholen, ihr die Zweifel und Einsamkeit nehmen konnte. Gabriel Baur beschreibt fundiert, bewegend und berührend die Odyssee einer Frau, die Grenzen sprengte und letztlich daran zerbrach.



4_Star_Lionjpg

Schweiz 2017
Dokumentation
102 Minuten

Regie und Drehbuch: Gabriel Baur
Kamera: Patrick Tresch


Zurück