Ema y Gastón

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Ein wildes künstlerisches Paar: Ema (Mariana Di Girolamo) und Gastón (Gael García Bernal) lieben, hassen, bedingen und überfordern sich. (Trigon-Film)



Körperkult bis zum Exzess


Er ist Choreograph, sie seine Tänzerin, Geliebte, Widerpart. Ema (Mariana Di Girolamo) und Gastón (Gael García Bernal) bilden ein wildes künstlerisches Paar, das den Reggaeton, einen poppigen Musikstil, bis zum Exzess lebt. Sie haben Polo (Christián Suarez), einen Jungen aus Kolumbien, adoptiert. Doch der Knabe zündelt gern und hat Emas Schwester quasi angezündet. Die «Eltern sind überfordert» - mit dem Adoptivsohn und letztlich mit sich selbst. Die beiden geben den Knaben an die Behörden zurück und haben ein schlechtes Gewissen. Dieser Bruch hat die Risse in ihrer Beziehung vertieft. Ema kehrt Gastón und der experimentierfreudigen Tanzgruppe den Rücken, zieht mit Flammenwerfer und eigener Frauen-Gang durch die Hafenstadt Valparaíso. Sie lebt ihre eigen Lust und Leidenschaft – zügellos. Sie verführt den Feuerwehrmann Anibal(Santiago Cabrera), der Emas Auto, von ihr selbst angezündet, löscht. Sie vergnügt sich mit Freundinnen oder einer Anwältin. Ema kennt keine Hemmungen, keine Scham. Sie ist Eva und Femme fatale. Doch steckt hinter ihren sexuellen Abenteuern ein Plan. Ema befreit und findet sich, sie will eine Familie gründen..

Der Chilene Pablo Larraín schuf ein ekstatisches Drama über Kunst, Lust, Leidenschaft und Selbstverwirklichung. Dazu dient ihm einerseits der moderne Musikstil Reggaeton, andererseits die Figur Ema, eine Verkörperung von Geliebte, Mutter, Tochter, lasziver Verführerin und Freigeist. Die platinblonde Mariana Di Girolamo bietet Körperkult pur und wirkt trotz aller Wildheit wie eine Kunstfigur, die Liebe und Erfüllung sucht, Sie erinnert an Ava, dem weiblichen Androiden, gespielt von Alicia Vikander, im SF-Film «Ex Machina». Emas Gegenpart Gastón alias Gael García Bernal, Typ Macho, überzeugt weniger. Ihm fehlen Ausstrahlung und ein gewisser Sexappeal. Regisseur Larrain hat einen wilden und doch hochstilisierten, hintersinnigen Kunstfilm kreiert, der verwirrt, irritiert, aber auch fasziniert. Sein Wort bringt es auf den Filmpunkt: «Eine Meditation über den Körper, den Tanz und die Mutterschaft.»
 

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Chile 2019
102 Minuten

Regie: Pablo Larraín
Buch: Larraín, Guillermo Calderón, Alejandro Moreno
Kamera: Sergio Armstrong

Darsteller: Mariana Di Girolamo, Gael García Bernal, Paola Gianni, Santiago Cabrera


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