Die Känguru-Chroniken

2020_03_06_Kanguru_001jpg

Das vorlaute Beuteltier (mit der Stimme des Autors Marc-Uwe Kling) nervt oft seinen Wohngefährten, den Kleinkünstler Marc Uwe (Dimitrij Schaad): Das ungleich Pärchen mischt die Szene auf. (Filmcoopi/X-Filme)



Das Kult-Känguru von Kreuzberg


Eines muss man vorausschicken: Dem Film gehen vier Bücher und entsprechende Hörbücher voraus, die zwischen 2009 und 2018 veröffentlicht wurden. Im Mittelpunkt steht ein Känguru, das zuerst in einem Berliner Radio auftauchte und in Berlin-Kreuzberg lebt. Der pelzige Genosse gibt sich als Kommunist aus, hat sich beim Kleinkünstler Marc-Uwe eingenistet, ist nicht auf den Mund gefallen. Er lässt auch mal die Fäuste sprechen und schnödet gern gegen Rechte, Nazis, Faschos und Populisten. In Deutschland wurde das kauzige Känguru zur Kultfigur.

Jetzt hat der Basler Regisseur Dani Levy das gebeutelte Beuteltier mit kommunistischem Bekenntnis auf die Leinwand gehievt – zusammen mit dem Känguru-Erfinder Marc-Uwe Kling als Drehbuchautor, der dem Helden auch gleich die Stimme lieh. Levy («Alles auf Zucker», «Tatort») und Kling haben aus verschiedene Episoden, Situationen und Dialogen einen Spassfilm gebastelt, der zwischen Klamauk, Komik, Kabarett und «Klassenkampf» pendelt. Das kann amüsieren, aber auch nerven. Die Story ist so holzschnittartig wie manche Figuren, die so plakativ und schablonenhaft sind wie in einem Comic- oder Satiremagazin. Manche Sprüche, Kommentare, Dialoge kommen prima rüber, haben Witz und Hintersinn und können so die banale Story aufpeppen.

Unter anderem geht's darum, den öligen, rechtspopulistischen Immobilienhai Jörg Dwigs, von Henry Hübchen als eine Art Trump-Kaspar verkörpert, und dessen Baupläne (Bebauung des Görlitzer Parks) zu sabotieren, seine drei Porsche zu versenken oder anderweitig aus dem Verkehr zu ziehen. Das beginnt recht lustig, mit dem aufdringlichen Einzug des Kängurus beim unfreiwilligen Herbergsvater Marc-Uwe (Dimitrij Schaad), führt über handfeste Konfrontationen mit Nazi-Punks und endet irgendwann im Klamauk. Unterwegs in Berlin tauchen etwa die türkischstämmigen Brüder Friedrich-Wilhelm und Otto-Von, aber auch David Hasselhoff und Bud Spencer- und Terence Hill-Verschnitte auf. Da kann man sich auch mal auf die Schenkel klopfen.

Nun gut, der spitzzüngige Plüsch-Zeitgenosse mit Liebe zu Schnapspralinen vernascht sie alle – besonders die bunte Lesergemeinde von alt bis jung – und nun das Kinopublikum? Man kann durchaus seinen Spass haben, auch wenn manche verbalen Spitzen im Kino untergehen. So oder so muss man sich ein kindliches Gemüt bewahrt haben, um ein Fan des vorlauten Känguru mit Hang zum Schmarotzen und dem Bekenntnis zum Kommunistischen Manifest zu werden.


3_Star_Lionjpg

Deutschland 2020    
93 Minuten

Regie: Dani Levy
Buch: Marc-Uwe Kling
Kamera: Filip Zumbrunn

Darsteller: Dimitrij Schaad, Rosalie Thomass, Adnan Maral, Henry Hübchen


Zurück