Comme des Garcons

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Sportjournalist Paul Coutard (Max Boublil, Bild oben) kommt auf eine verwegene Idee: Er will eine französische Frauen-Fussballelf auf die Beine stellen – Anno 1969. Traum oder Wirklichkeit? (Praesens-Film)



Kicken gegen das Establishment


Fussball war einmal Männersache im 20. Jahrhundert. Frauen hatten so viel mit Fussball zu tun wie Männer mit Synchronschwimmen (darüber gibt es demnächst im Kino den amüsanten Schwimmbad-Streifen «Swimming with Men»). Lange vor dem Fifa-Management und Profitdenken der Selbstdarsteller Blatter oder Infantino war Fussball für Frauen tabu – zumindest aus Männersicht. Aber dann, um 1969 lief eine erste französisches Frauenelf ins Stadion, und das kam so: Im Jahr 1969 stieg Reims aus der obersten Fussballliga Frankreichs ab. Sportjournalist Paul Coutard (Max Boublil) beim lokalen Blatt, ein charmanter Bruder Leichtfuss mit dem Hang zur Überheblichkeit, hatte nur Spott und Hohn für den Präsidenten des dahinserbelnden Clubs übrig.
Vom neuen Auftrag, mit der etwas steifen, scheinbar biederen Mitarbeiterin Emmanuelle (Vanessa Guide) das alljährliche Wohltätigkeitsfest der Zeitung zu organisieren, ist der Schreibtischtäter alles andere als erbaut, bis er auf die verwegenen Idee kommt, zu diesem Anlass ein Frauen-Fussballteam auf die Beine zu stellen. Wider Erwarten erweist sich Emmanuelle als starke Partnerin, und eine bunte Schar weiblicher Kicker – von Hausfrau bis Lesbe, grauer Maus bis Ausputzerin, von Beauty bis Sportkanone – zieht die Fussballstiefel an. Die Kickerinnen zeigen der hochnäsigen Manneswelt, was Dribbling und Frauenpower heisst. Dabei muss die Jungmannschaft des Clubs ebenso Hiebe einstecken (auf dem Rasen) wie das arrogante Verbandsmanagement. Mit dem Songs «Stollen & Möpse» stürmen die kessen Kickerinnen den Rasen.

Regisseur Julien Hallard erzählt verschmitzt sympathisch die Geschichte der ersten französischen Frauenelf, welche die Bastion Männer eroberte. Heute gibt es im Land des Weltmeisters 160 000 Spielerinnen, und es dürften nun noch mehr werden. Wie singt Aretha Franklin zum Schluss: «Respect». Das kann man auch über das Lustspiel mit dem Ball samt weiblicher Spielfreude sagen: «Comme des garçons» - eben «Wie die Jungs» nur charmanter und attraktiver.


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Frankreich 2017 90 Minuten
Regie: Julien Hallard
Drehbuch: Jean-Christophe Bouzy und Julien Hallard
Kamera: Axel Cosnefroy

Darsteller: Max Boublil , Vanessa Guide, Bruno Lochet


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