Britt-Marie Was Here

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Kinder sind ihr eigentlich suspekt und vom Fussball hat sie keine Ahnung, doch Britt-Marie (Pernilla August) probiert's trotzdem. (Ascot)



Es ist nie zu spät für einen Neuanfang


Nach 40 Jahren hat Britt-Marie die Nase voll von ihrem Ehemann. Der erleidet einen Herzinfarkt, und sie findet am Spitalbett ihres «Göttergatten» (Peter Haber) eine knackige Blondine vor, die ihm das Händchen hält. Das ist selbst für die duldsame Hausfrau Britt-Marie (Pernilla August) zuviel. Bisher war ihr Leben, ihre Zweisamkeit bis ins Detail geregelt – vom Bügelbrett bis zur pünktlichen Mahlzeit. Wenn ihr «Pascha» nach Hause kommt, ist Britt-Marie zu Diensten – treu und zuverlässig seit über vierzig Jahren. Sie kennt es nicht anders und scheint zufrieden, eben bis zu jenem Tag…

Kurz entschlossen packt die frustierte, aber durchaus nicht in den Grundfesten erschütterte 63-Jährige ihre Koffer und verreist. Was tun? Das Arbeitsamt kann ihr nur einen Job anbieten – als Leiterin eines Freizeitzentrum im Provinzkaff Borg. Obwohl Britt-Marie keine Ahnung vom Fussball hat und auch keine ausgesprochene Kinderfreundin ist, nimmt sie sich der Jugendlichen (inklusive Mädchen) an, die nur eins im Kopf haben: Fussball. Und so müht sich die rüstige Jugendbetreuerin im Seniorenalter ab, die Truppe, überwiegend mit Immigrationshintergrund, in Trab zu bringen. Ein wichtiges Match steht an. Das Ziel: Mindestens ein Tor gegen den Gegner zu schiessen. Aber was tun, wenn man keine Ahnung hat? Frau setzt sich ein, und irgendwie gewinnt der neue weibliche Coach das Vertrauen der jungen Balltreter und des Dorfpolizisten (Anders Mossling), der sich altmodisch charmant um sie bemüht.

Der Schwede Fredrik Backman («Ein Mann namens Ove») lieferte die Vorlage (und den Bestseller), Tuva Novotny verfilmte die ganz andere Aussteigergeschichte. «Schritt für Schritt» lautet das Motto der unverzagten Britt-Marie, die stoisch auch Aufgaben anpackt, denen sie anscheinend gar nicht gewachsen ist. Aber: Wer nichts wagt, gewinnt auch nichts – ob jung oder alt.

Die beherzte Komödie mit einer umwerfenden Pernilla August (61) aus Stockholm («Star Wars I und III», aktuell auch im U-Boot-Drama «Kursk» zu sehen) als Titelheldin ist nicht nur erfrischend optimistisch, sondern auch liebenswürdig witzig. Eine Hausfrau bricht aus, findet neuen Zugang zu Menschen und sich selbst. Britt-Marie hinterlässt Spuren beim Aufbruch aus der Routine und der alltäglichen Perfektion. Ihr Intermezzo in der Provinz endet nicht mit dem Schlusspfiff, auch weil Paris kein Traum bleiben soll… Wohltuend beherzt, schalkhaft und leise im lauten Kino-Actionalltag!.


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Schweden 2019
94 Minuten

Regie: Tuva Novotny
Buch: Novotny, Anders Frithiof August, Øystein Karlsen
Kamera: Jonas Alarik

Darsteller: Pernilla August, Vera Vitali, Peter Haber


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