BlacKkKlansman

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Black Power. In den Siebzigerjahren begehrten schwarze Bürgerrechtler auf. Der schwarze Polizist Ron Stallworth (John David Washington, rechts) dringt dank seinem weissen Double (Adam Driver, links) zum Kern der Ku-Klux-Klan-Rassisten in Colorado Springs und gar zum Guru Duke (Topher Grace, Bild oben) vor. (Universal)



Rassismus lebt!


Um es vorweg zu sagen: Spike Lees neustes Filmprodukt funktioniert oder besser macht vor allem Sinn dank des Nachspanns, denn da wird der Bogen von historischen Begebenheiten zu heute mittels Dokumentaraufnahmen von 2017 vor Augen geführt. Natürlich erkennt der aufmerksame Zuschauer auch vorher Sidekicks auf Rassismus und Trump heute («America first»).

Spike Lee schildert eine sogenannte wahre Begebenheit. Siebzigerjahre. Ein Afroamerikaner namens Ron Stallworth (John David Washington, Sohn des bekannten «Equalizer» Denzel Washington) heuert bei der Polizei in Colorado Springs an und stösst als erster schwarzer Polizist auf offenen und versteckten Hass auch bei Kollegen. Die schwarzen Bürger und Bürgerinnen mit der riesigen Afro-Haarpracht fordern ihre Bürgerrechte ein. Das ist damals wie heute allzu vielen weissen Amerikanern ein Dorn im Auge. Spike Lee greift tief in die Geschichtskiste, erinnert an den Sessionskrieg, der offensichtlich bis heute noch nicht überwunden ist, und zitiert Rassenszenen aus D.W. Griffith`s Stummfilmdrama «The Birth of a Nation» (1915).

Seinem Undercover-Held Ron Stallworth gelingt es, sich zumindest telefonisch in den örtlichen KuKluxKlan (KKK) einzuschleusen. Sein jüdischer Cop-Kollege Flip (Adam Driver) übernimmt den Part des weissen Doubles, er verkörpert Detective Stallworth bei dem rassistischen Klub, setzt sich mit einem Prolo-Rassisten und dessen tumbe Gattin, die ein Attentat planen, und andere Klan-Mitgliedern auseinander. Als dann der Klan-Guru David Duke (Topher Grace), der übrigens noch heute sein Unwesen treibt, aber Stallwort nie begegnet ist wie im Film, zu einem Besuch eintrifft , droht Einschmeichler Stallworth aufzufliegen droht. Das Versteckspiel eskaliert.

Spike Lee trägt dick auf, jongliert zwischen Farce und Drama. Als Zuschauer schüttelt man permanent den Kopf ob der irrwitzigen Ermittlungen, der biederen Maskeraden und beschränkten Typen, der billigen Scherze und ironischen Überzeichnungen. Lees klischeehaftes KluKluxKlan-Panoptikum schwankt zwischen Bürgerrechtskampf, Rassismuskritik und Krimigroteske, historisch ungenau und bieder, auch wenn am Ende die Polizeiarbeit quasi zunichte gemacht wird.

Das Drama, basierend auf den Erinnerungen Ron Stallworths, kann politisch wache Zuschauer nur bedingt befriedigen. Das Thema ist zwar aktuell wie eh. Es bleibt aber trotz Nachspann eine Randnotiz von gestern, die zum Pamphlet aufgemotzt wurde. Eine zweifelhafte Zeitreise vom Bürgerkrieg über die Poprevolte in den Siebzigern bis zu Trumps Amerika. Natürlich zielt Spike Lee mit dem Historienstoff auf die Gegenwart, doch so richtig bissig und böse ist das Bilderwerk nicht. Es klebt zuviel Gestern an der Kritik heutiger Verhältnisse. Und ehrlich gesagt, die Leute, die's angehen sollte, die angeprangert werden wie rechtsradikale Weisse, KuKluxKlan- und Trump-Sympathisanten werden den Streifen eh nicht ansehen.


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USA 2018  
136 Minuten

Regie: Spike Lee
Drehbuch: Spike Lee, Kevin Willmott, David Rabinowitz, Charlie Wachtel
Kamera: Chayse Irvin

Darsteller: John David Washington, Adam Driver, Laura Harrier, Topher Grace, Alec Baldwin, Harry Belafonte 


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