Adrift – Die Farbe des Horizonts

2018_07_03_Adrift_005jpg

Verliebt auf den Weiten des Pazifiks: Doch Tami (Shailene Woodley) und ihr Verlobter Richard (Sam Claflin) geraten in Seenot. (Impuls)





Abgetrieben – allein auf weiter See


Auch das neuste Überlebensseeabenteuer «Adrift» beruht auf einer wahren Begebenheit (nach «The Mercy» mit Colin Firth). Tatsächlich stach die 23-jährige Tami Oldham im September 1983 mit ihrem Verlobten Richard Sharp von Tahiti aus in See, um die Luxussegelyacht «Hazana» nach San Diego, Kalifornien, zu überführen. Die beiden Segler gerieten in einen Hurrikan, Richard wurde über Bord gespült, und Tami trieb 41 Tage lang auf offenem Meer.
Dieses Drama ist verbürgt, der Spielfilm «Adrift» (Abgetrieben) basiert auf dem autobiografischen Bericht «Red Sky in Mourning: A True Story of Love, Loss And Survival At Sea» (2002) von Tami Oldham Ashcroft. Tami, so ist im Nachspann zu lesen und zu sehen, segelt immer noch mit Leidenschaft.

Begonnen hat alles mit einer natürlich schicksalhaften Begegnung. Die junge Wilde Tami (Shailene Woodley) aus San Diego, die sich quasi frei schwimmt, führt ein unabhängiges Leben. Auf Tahiti trifft sie den «Seebären» Richard (Sam Clafin), verknallt sich in den smarten Schiffbauer und lässt sich auf einen grossen Segeltörn über dem Pazifik ein. Richard will die Luxussegelyacht «Hazana» nach Kalifornien transferieren. Honeymoon auf See. Doch dann gerät das Liebespaar in den verheerenden Hurrikan «Raymond». Der Segelmast ist gebrochen, die Yacht hat ein Leck, und niemand hört die Notrufe. Tami erwacht im Wasser unter Deck – allein. Ihr Kapitän und Verlobter wurde über Bord gespült. Doch in ihrer Phantasie, ihren Halluzinationen ist er, am Bein schwer verletzt, bei ihr und bestärkt sie in ihrem Überlebenswillen: «Wir schaffen das!»

Der isländische Regisseur Baltasar Kormákur (TV-Serie «Trapped – Gefangen in Island») spielt mit den verschiedenen Ebenen: Die glückliche Zeit des Paares vor der Schicksalsfahrt, die tatsächliche Situation an Bord des manövrierlosen Segelschiffes und Tamis Visionen, in denen Richard ihr zur Seite liegt und sie begleitet. Das gelingt phasenweise gut, doch manchmal stören die Momente der Liebesidylle, um den harten tragischen Überlebenskampf zu mildern. Dabei muss man dem Kameramann Robert Richardson ein grosses Kompliment aussprechen: Faszinierende Bilder zwischen Sonnenuntergangsidylle und herber einsamer Wirklichkeit. Gedreht wurde tatsächlich bei den Fidschis Inseln. Der Isländer Kormákur hat übrigens Überlebenserfahrung im Film, er drehte bereits 2015 das Drama «Everest».

Der deutsche Verleihtitel «Die Farbe des Horizonts» freilich verklärt und färbt das Drama falsch ein. Gleichwohl ist das Hochseedrama «Adrift» weit packender als der Selbstfindungstrip «All Is Lost» mit Robert Redford aus dem Jahr 2013.


4_Star_Lionjpg

USA 2018
97 Minuten

Regie: Baltasar Kormákur
Buch: Aaron und Jordan Kandell
Kamera: Robert Richardson

Darsteller: Shailene Woodley, Sam Claflin

Zurück