A Rainy Day in New York

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Das nasse New York kann auch ein heisses Pflaster sein: Luftikus Gatsby (Timothée Chalamet) will seiner Landliebe Ashleigh (Elle Fanning) seine Lieblingsstadt zeigen. Die Unschuld vom Land hängt sich an den kriselnden Regisseur Roland Pollard (Liev Schreiber): Der Altstar verspricht der Jungreporterin ein Interview. (Frenetic Films)



New Yorker Techtelmechtel


New York ist sein Ding, schöne, vor allem junge Frauen auch. Und so fasst er wieder alte «heisse Eisen» an und zettelt spitzbübisch und ironisch Liebeleien an, als wär nie etwas gewesen. Woody Allen ist nicht nur in die Jahre gekommen, sondern auch in die Schlagzeilen. Das hat weniger mit seinem jüngsten Film als mit seiner Vergangenheit zu tun. Im Zuge der #MeToo-Kampagne wurden alte Missbrauchsvorwürfe «aufgefrischt» – mit Folgen. Schuldig gesprochen wurde er nie, aber das Gerede, die Gerüchte, Allen habe seine Adoptivtochter sexuell belästigt, verstummten auch nach 27 Jahren nicht. Produzent Amazon stoppte 2018 die US-Auswertung des Films.

Allens filmische Liebesturbulenzen «A Rainy Day in New York» fanden jetzt jedoch in Mittel- und Südamerika, Hongkong, Russland und Europa offene Leinwände, so auch in der Schweiz.
Altmeister Allen, mittlerweile 84 Jahre alt, spielt auf der alten Tastatur – mit frischen Gesichtern und alten Geschichten. Landei Ashleigh (Elle Fanning) aus Arizona freut sich auf New York und ein Interview mit dem in die Jahre gekommenen Filmregisseur Roland Pollard (Liev Schreiber). Noch so gern begleitet sie der smarte Luftikus Gatsby (Timothée Chalamet), der seiner College-Liebe seine Heimatstadt zeigen will. Ashleigh, die Studentin mit journalistischen Ambitionen, staunt und taucht unversehens in die Filmwelt ein. Regisseur Pollard (es ist doch nicht etwa Roman Polanski gemeint?), der an sich und seinem neusten Film zweifelt, ist von der frischen Unschuld vom Land angetan und schöpft neue Hoffnung. Sie freundet sich auch mit dem neurotischen Drehbuchautor Ted (Jude Law) an und weckt das Interesse des Filmstars Francisco (Diego Luna), der sie vernaschen möchte.

Unterdessen tigert Boyfriend Gatsby im regnerischen New York umher, verliert seine Freundin aus den Augen und bändelt mit der Zufallsbekanntschaft Chan (Selena Gomez) für eine Kussszene an, um die ihn ein filmender Schulfreund bittet. So richtig turbulent wird es erst, als Gatsby es nicht mehr vermeiden kann, doch an der High Society-Party seiner Mutter (Cherry Jones) in New York teilzunehmen. Zu diesem Zweck heuert er ein Callgirl als Begleitung an, und löst ein bemerkenswertes Bekenntnis seiner Mutter aus…

Am Ende kriegt jeder, was er verdient, und findet einen Schirm im regnerischen New York. Gatsby alias Woody Allen taucht bei diesem Regenausflug in die New Yorker Szene, schwärmt nostalgisch, musikalisch wie szenisch, und beschreibt altmodisch, wie alte Männer kriseln, Junge ihren Weg, ihre Identität suchen, von alten oder neuen Zeiten schwärmen.

Fans werden ihre Freude haben an einigen spritzigen Szenen und ironischen Seitenhiebe – etwa auf Starruhm, Selbstzweifel und fadenscheinigen Grossstadtglamour. Das steckt viel Woody Allen drin. Und so passt die Unschuld vom Lande, natürlich blond, bestens in diesen Liebesreigen. Gleichwohl kann der nostalgische Rainy-Day-Abstecher nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Geschichte stilisiert und durchschaubar ist. Der teilweise behäbige Film huldigt nostalgischer Schwärmerei und City-Sehnsucht. Das kann man wunderbar, aber auch etwas langweilig finden. Eben eine Woody-Allen-Hommage an New York.


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USA 2019   
150 Minuten

Buch und Regie: Woody Allen
Kamera: Vittorio Storaro

Darsteller: Timothée Chalamet, Elle Fanning, Selena Gomez, Jude Law, Diego Luna, Liev Schreiber, Annaleigh Ashford


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