14. Zurich Film Festival – Gespräch mit der Direktorin Nadja Schildknecht
Sie sehen kurz vor dem Festivalbeginn so frisch und sonnenverwöhnt aus, als kämen Sie just aus den Ferien…
Nadja Schildknecht (lacht): Nein, das muss eher von der wenigen Gartenarbeit sein. Ich liebe die grüne Oase, wie ich unseren Garten nenne. Es tut gut als Abwechslung zum Büro, aber viel Zeit dazu habe ich dafür nicht.
Wenn Sie im Garten tätig sind – mit oder ohne Handschuhe?
Ich habe es mal ohne Handschuhe versucht, und es hat dann entsprechend ausgesehen – mit Blasen überall.
Das 13. Festival liegt hinter Ihnen. Sind Sie abergläubisch und glauben an Zahlen wie die 13?
Das 13. war ein Glücksjahr, und das hoffe ich auch vom 14. Jahr.
Das Zurich Film Festival hat im Laufe der Jahre permanent an Renommee dazugewonnen. Doch Bern, sprich der Bund, hat das Festival eine Zeit lang ignoriert. Jetzt soll es anders werden. Sind Sie guter Hoffnung?
Grundsätzlich bin ich immer voller Hoffnung, aber ich bin auch jemand, der umsetzt, nicht nur hofft. Konkret sind beide Parteien daran, eine neue Leistungsvereinbarung auszuarbeiten, welche im Dezember 2018 unterschrieben werden soll. Dies kommt nun so, weil wir strukturelle Veränderungen veranlasst haben, welche für den Bund wichtig waren. Dies klingt einfach, war es aber nicht. Gut ist, dass beide Parteien nun nach dieser langen Strecke das Ziel sehen.
Wie sieht die Zusammenarbeit, der Austausch zwischen den Festivals in der Schweiz aus?
Es gibt die Konferenz der Filmfestivals der Schweiz. Ein Austausch findet also statt, und wie die anderen Filmfestivals ist das Zurich Film Festival nicht mehr wegzudenken.
Sind Sie das Schlachtross, das vorweg in die Schlacht um Subventionen geritten ist?
Grundsätzlich sieht man, wenn man die Subventionsverteilung durchleuchtet, dass politische Komponenten stark mitspielen. Ich lasse nie etwas unversucht, und die Zusammenarbeit erachte ich als wichtig, wie es das Wort schon sagt. Heisst konkret: Man kämpft mit Anstand.
Welche Gründe stecken hinter der vorgängigen Verweigerung aus Ihre Sicht: Erfolg, Neid oder…?
Die Struktur wurde angepasst, wie es das BAK wünschte, und die Zusammenarbeit wird weitergeführt. Somit möchte ich mich dazu nicht äussern, das müssen Sie die zuständigen Personen beim Bund fragen.
Die Zuschauerzahlen sind kontinuierlich gestiegen von 90 500 im Jahr 2016 auf 98 300 im letzten Jahr. Geht's weiter so?
Wir zeigen 160 Filme aus über 40 Ländern. Auch werden viele Filmemacher ihren Film persönlich präsentieren, dies macht ein Filmfestival aus. Wir hoffen, dass wir auch dieses Jahr wieder viele Besucher damit begeistern können.
Auch die Zahl der Stars und Gäste ist gestiegen. Was lockt – ausser Preisen – die Stars, nach Zürich zu kommen: die Gastfreundschaft, das Festival an sich, das Ambiente?
Ich glaube alles zusammen. Wir haben das Vertrauen kontinuierlich bei der Branche aufgebaut. Zürich ist zudem eine schöne Stadt, und uns liegt viel an guter Gastfreundschaft. Wir achten stark darauf, dass die Gäste Pleasure mit Business verbinden können.
500 bis 600 Gäste werden erwartet. Sie können ja nicht allen dienen, auf was konzentrieren Sie sich denn?
Über 120 Events in 11 Tagen sind enorm, so kann man nicht überall sein, und trotzdem ist es wichtig, an möglichst vielen Orten zu sein. Trotzdem ist man natürlich nirgends richtig. Wir haben über 70 Gästemanager, die Gäste begrüssen und betreuen.
Der künstlerische Leiter und die Management-Direktorin – haben Sie Einfluss aufs Programm?
Dadurch dass wir beide das Festival initiiert und aufgebaut haben, verschwimmen gewisse Funktionen ineinander. Natürlich bringe ich mich ein, habe viele Ideen, die dann auch umgesetzt werden, das Gleiche gilt für Karl Spoerri.
Auch nach 13 Jahren funktioniert Ihre Partnerschaft harmonisch…?
Wenn zwei starken Personen…
Sind Sie beide Alphatiere?
Ja, wenn also zwei starke Personen zusammenarbeiten, kann es mal Diskussionen geben, aber ich sehe das positiv. Nach 14 Jahren kennen und schätzen wir gegenseitig unsere Fähigkeiten, denn schliesslich haben wir das gleiche Ziel. Das Festival soll kontinuierlich weiterentwickelt werden - für die Branche und die Besucher.
Was ist Ihnen als Frau wichtig im Festivalbetrieb?
Als Frau ist mir wichtig, dass Regisseurinnen genauso beachtet werden wie die männlichen Kollegen. Ich hoffe, dass sich die Branche weiter so entwickelt, dass Frauen mehr Chancen bekommen, und das zeigen wir beim Festival in Zürich sehr deutlich.
www.youtube.com/ZFFchannel
Veröffentlicht September 2018