Yuli

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Tanz ist seine Berufung, sein Leben: Die phänomenale Karriere des Kubaners Carlos Acosta entfaltet sich wie eine grosse Choreographie. (Filmcoopi)



Ein getanztes Leben


Was sagt uns der Titel «Yuli»? Erst einmal nichts. Aber wenn der Name Carlos Acosta fällt, geht manchen ein Licht auf. Kubas berühmtester Tänzer ist eine lebende Legende, und «Yuli» beschreibt phänomenal seine Karriere. Tanzfilme sind ein beliebtes Genre, Tanzszenen bleiben haften, werden nicht selten zum Kult wie der legendäre Musicalfilm «Singin' in the Rain» (1952) mit Gene Kelly und Debbie Reynolds. Eine Szene wurde Kult: John Travolta in «Pulp Fiction» (1994). Auch das Karrieremärchen «Billy Elliot» (2000) war nachhaltig.

Der Spielfilm «Yuli» ist «inspiriert vom Leben des legendären Ballettstars Carlos Acosta». Wobei das Wort «inspiriert» stark untertrieben ist. Denn in diesem Biopic von Icíar Bollaín wird nicht nur Aufstieg und Triumpf des Künstlers nacherzählt, er spielt auch selber mit, spielt sich selbst. Er blättert in seinen Erinnerungen. Wichtige Ereignisse werden so nicht nur erzählt, sondern tänzerisch nachvollzogen. Carlos Acosta tritt als Autor und Regisseur einer Tanzperformance auf, die wichtige Lebensstationen, vor allem aus der Kindheit und den Anfängen betreffen.

Drei Tänzer verkörpern Carlos Acosta: Edilson Manuel Olbera Nuñez als Kind, Keyvin Martinez als junger Mann und Mario Sergio Elías als Mario, in den Tanzszenen, die Acostas Lebensschnittpunkte etwa die Auseinandersetzungen mit seinem Vater illustrieren. In den Strassen Havannas aufgewachsen, hat sich Carlos schon früh als Breakdancer hervorgetan. Sein Vater Pedro (Santiago Alfonso), ein einfacher, aber starrköpfige Lastwagenfahrer, hat früh das Talent seines Sohnes erkannt und zwingt ihn dazu, sich einer Ballettausbildung zu «unterziehen». Die Lehrerin Chery (Laura de la Uz) tut alles, um Carlos zum Spitzentänzer zu formen. Mit 18 Jahren wird der junge Kubaner, der lieber Fussballer geworden wäre, ans English National Ballet in London berufen. Es gibt Rückschläge (Verletzung), und er kehrt auch aus Heimweh nach Kuba zurück, bis er endgültig zum Weltstar aufsteigt: Er wird als erster schwarzer Romeo des klassischen Balletts (Royal Ballett) in London besetzt wird.

2016 beendete Carlos Acosta (heute 45) seine Karriere als klassischer Tänzer, gründete das Ensemble Acosta Danza in Havanna und die Stiftung Carlos Acosta Foundation, die sich um junge Talente kümmert. Fraglos könnte dieser herausragende Tänzer, Choreograph, Schauspieler und Förderer Stoff für mehrere Filme hergeben. Regisseurin Icíar Bollaín und Drehbuchautor Paul Laverty, der Ehemann von Bollaín, griffen auf Acostas Autobiographie zurück: «Kein Weg zurück».
«Yuli» nannte der Vater seinen Sohn mit Anspielung auf den Sohn des Ogún, eines Gottes der afrokubanischen Religion Santería. «Yuli» heisst auch das Acosta-Porträt, das nicht nur seine Erfolgsgeschichte erzählt, sondern zugleich Familiendrama, Gesellschaftsbild und begeisternder Tanzfilm ist. Der Spanierin Bollaín gelang es meisterhaft, all diese Elemente zu einem packenden stimmigen Schaubild zu verschmelzen, mit herausragenden Tänzern, Tänzerinnen bestückt und hinreissenden Choreographien (María Rovira u.a.) ausgestattet. Ein visuelles, auch emotionales Ereignis (Kamera: Alex Catalán), bei dem keine der 115 Minuten zu lang ist.

 
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Spanien 2018  
115 Minuten

Regie: Icíar Bollaín
Drehbuch: Paul Laverty
Kamera: Álex Catalán

Darsteller Carlos Acosta, Santioago Alfonso, Edilson Manuel Olbera Nuñez, Keyvin Martínez, Laura de la Zu, Yerlín Perez


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