Wheel of Fortune and Fantasy

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Falle für den Professor: Nao (Katsuki Mori) soll den Akademiker Segawa (Kotone Furukawa) verführen. Oben: Zwei ehemaligen Klassenkameradinnen sehen sich unverwandt wieder: Moka (Fusako Urabe) und Nana (Aoba Kawai) finden sich neu. (Sister Distr.)

 
 

Rad der Liebe und Beziehungen


Es gibt Episodenfilme, die mehrere Geschichten erzählen, oft in sich abgeschlossen. Meisten geht es um ein Thema, einen Personenkreis und um Berührungspunkte. Und es gibt solche, in denen sich Episoden verzahnen, vermischen und durchbringen. Einige der besten hat Robert Altman kreiert: «Nashville» (1975) beispielsweise, aber vor allem «Short Cuts» (1993). Schauplatz war Los Angeles: In «Shorts Cuts» (ein treffender Titel) werden einzelne Handlungen lose miteinander verbunden, die sich zu einem komplexen Geflecht verknüpfen.

Ryūsuke Hamaguchis Spielfilm «Wheel of Fortune and Fantasy» (2021) mit dem deutschen Verleihtitel «Glücksrad» beschreibt verzwickten Liebschaften, amourösen Begegnungen und eigenartigen Zufällen. Und zwar in den drei Kapiteln «Magic», «Door Wide Open» und «Once Again». Wer liebt wen wie lange? Ist Liebe Magie? Talk im Taxi: Model Meiko erfährt von ihrer Freundin Tsugummi, dass diese offenbar in Kazuaki verknallt ist, dem Mann, von dem sich Meiko vor geraumer Zeit getrennt hat. Doch dann erwachen alte Gefühle …

Zuerst zögert sie, doch dann willigt Nao ihrem Freund/Geliebten (?) Sasaki zuliebe ein. Sie macht sich an den Hochschulprofessor Segawa ran, der auch einen erotischen Roman geschrieben hat. Student Sasaki will sich am Akademiker rächen, weil der ihn abblitzen liess. Nao soll dem angesehenen Segawa eine Venusfalle stellen, ihn verführen, um dessen Ansehen zu zerstören. Aber der Professor besteht auf offene Türen und beweist doch Schwäche …

Ein Klassentreffen 1998 – zwanzig Jahre nach Schulabschuss. Moka und Nana begegnen sich, sind sich fremd geworden. Die eine, Hausfrau und Mutter, lädt die fremd gewordenen Mitschülerin, indes eine IT-Expertin, unsicher in ihr Haus ein. Man kommt sich näher, entdeckt Gefühle für einander. Zufall oder Schicksal?

Es scheint, als drehe sich das Glücksrad der Gefühle nach Gutdünken. Beziehungen werden in Frage und auf die Probe gestellt. Die Episoden drehen sich um zwei Personen, wobei Drittpersonen eine beiläufige Rolle spielen, manchmal Auslöser sind. Hamaguchi spielt scheinbar mit Zufälligkeiten, doch steckt dahinter Kalkül. Es geht um Vergangenes und Berührendes, Initialzündungen und Schnittpunkte. Diese Meisterschaft vollendete er im Oscar-gekrönten, zwischenmenschlichen Drama «Drive My Car». Ein Meisterwerk der Gesten, der inneren und äusseren Tragik.


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Japan 2021  
121 Minuten

Buch und Regie: Ryūsuke Hamaguchi
Kamera: Yukiko Iioka

Ensemble: 1. Episode: Kotone Furukawa, Ayumu Nakajima, Hyunni, 2. Episode: Kiyohiko Shibukawa, Katsuki Mori, Shõma Kai, 3. Episode: Fusako Urabe, Aoba Kawai

        
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