The Witches – Hexen hexen

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Adrett, mondän, hochnäsig und böse: Die Hexenchefin (Anne Hathaway) führt ihr Frauenregiment ins Feld gegen Kinder, um sie in Mäuse zu verwandeln. (Warner Bros)


Mäuse-Metamorphosen – alles nur Hexerei


Dreissig Jahre sind es her, dass Anjelica Huston als Oberhexe Leinwand und Kinder erschreckte. Mit von dieser Hexenpartie 1990 war übrigens auch ein gewisser Rowan Atkinson («Mr. Bean») als Hotelmanager Mr. Stringer. Nicolas Roeg hatte dazumal den Hexenspuk mit Muppet-Puppen-Verstärkung grandios inszeniert. Nun hat sich Robert Zemeckis («Back to the Future») des Gruselstoffes aus der Feder von Roald Dahl angenommen und verlegt die Handlung ans Ende der Sechzigerjahre in die Südstaaten (Alabama).

Jetzt agiert Anne Hathaway als Hexendrahtzieherin mit russischem Akzent, sie leitet den Kongress einer Organisation in einem Luxushotel, die sich «Königliche Gesellschaft zur Verhinderung von Kindesmisshandlungen» nennt. Sehr witzig, denn diese ausserordentliche Damengesellschaft hat nichts anderes im Sinn als Jagd auf Kinder zu machen und sie in Mäuse zu verwandeln. Ausgerechnet hier machen der achtjährige (namenlose) Knabe (Jahzir Bruno) und seine Grossmutter (Octavia Spencer) Ferien, die vorher unliebsam Bekanntschaft mit einer Hexe gemacht haben. Nun denn, so beginnt der Kleinkrieg zwischen der adretten Hexendiva und dem kecken Knirps samt Mäusefreunden, bei dem Hotelmanager Mr. Stringer (Stanley Tucci) nur eine lächerliche Figur macht.

Wenn «Hexen hexen» – das Treiben, Jagen und Hexen sorgen für eine paar neckische Zwischenspiele, magische Action und glamourösen Hokuspokus. Die Maskerade ist exquisit wie auch die gruseligen Verzerrungen, da werden beispielsweise Mundhöhlen zu Haifischschlünden, Nasenlöcher zu Tunnelröhren. Der kleine Held, der gegen die mondäne Hexenclique antritt, ist Afroamerikaner, doch insgesamt sind rassistische Aspekte und mögliche Gesellschaftskritik kein Thema bei diesem Hexensabbat. Keine Sorge, die Hexen in Menschengestalt werden entzaubert und mäuseklein gemacht, wenngleich Kumpel Bruno, ein Kumpan des Knaben ohne Namen, seine Mäusegestalt behält.

Die Frage sei freilich erlaubt: Welches Zielpublikum hatte die Produktion mit dem Remake im Auge: Die Grusel- und Horroreffekte sind für Kinder bis 10, 12 Jahren teilweise erschreckend trotz herziger Mäusehelden, und das ganze Hexentheater wird Teenager trotz gelungener Special Effects nur mässig anlocken. Ein Familienfilm mit putzigen und drastischen Aussichten also, der passabel unterhält, aber nur ein schicker Aufguss des Originals von 1990 bleibt.


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USA 2020  
104 Minuten

Regie: Robert Zemeckis
Buch: Zemeckis, Kenya Barris, Guillermo del Toro
Kamera: Don Burgess

Mitwirkende: Anne Hathaway, Jahzir Bruno, Octavia Spencer, Stanley Tucci, Chris Rock (Erzähler)


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