The Lion King

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Lustig ist nicht nur das Zigeunerleben, sondern auch das in afrikanscher Savanne. Der Löwe verzieht keine Miene, wenn er brüllt oder singt: König Mufasa erklärt seinem Sohn Simba «The Circle of Life». (Disney)




Guter König – heile Welt,
ein animalisches Märchen


Einmal mehr greift die Disney-Traumfabrik in die eigene Trickkiste und erweckt einen erfolgreichen Zeichentrickfilm zu neuem Leben. Das funktioniert einigermassen beim «Dschungelbuch» (2016), aber schwerlich bei «Aladdin» (2019). Die 1001-Nacht-Variante – zuckersüss, kitschig und weltfremd – spielt im Nahen Osten, der heute gar nichts Märchenhaftes mehr hat, sondern von Krieg und Elend geprägt ist. Aber das ist eine andere Geschichte.

Die Disney-Strategie: Realverfilmungen bekannter Trickfilmstoffe sollen jüngere Zuschauer in die Kinos locken. Nun also das Herrschaftsmärchen vom «König der Löwen». Das etwas andere Königsdrama hat sich als Dauerbrenner entpuppt, sei es als Zeichentrickfilm von 1994 oder in Form eines fantastisch ausgestatteten Musicals. (Es läuft beispielsweise seit 2001 in Hamburg). Vor 25 Jahren geschah es: Junglöwe Simba, designierter Königserbe, wurde Zeuge, wie sein Vater Mufasa vom heimtückischen Nebenbuhler Scar, Simbas Onkel, in eine Fall gelockt und in den Abgrund gestürzt wurde. Simba, von Scar als indirekter Verursacher gebrandmarkt, fühlt sich schuldig und flieht ins Exil.

Die alte Macht und Vater-und-Sohn-Geschichte ist sich gleich geblieben, auch die berühmten Songs von Hans Zimmer und Elton John sind wieder zuhören: «The Circle of Life», «Hakuna Matata» oder «Can You Feel the Love», neu interpretiert von Beyoncé. Auch das beliebte Duett zwischen Erdmännchen Timon und Warzenschwein Pumbaa «The Lion sleeps tonight» darf nicht fehlen.

Simba (Stimme: Donald Glover) wächst also unter Obhut der witzigen Gefährten Pumbaa und Timon auf. Es ist die junge Löwin Nala (Stimme: Beyoncé), die Simba in seinem Exil aufspürt und animiert, sein Erbe anzutreten, sprich seinen Onkel Scar (Stimme: Chiwetel Ejiofor) zu entmachten. Der hat auch dank einer Horde rüder Hyänen seine Stellung als tyrannischer König gefestigt. Simba hört die «Signale» und bricht in die heimatliche Savanne auf…

Eines muss man der neusten Disney-Produktion zugutehalten, sie ist auf dem neusten technischen Stand und überrascht als sogenannter Realfilm. Tatsächlich wirken die Tiere allesamt natürlich – vom kleinsten Insekt über Antilopen bis zu Giraffen und Elefanten. Und doch sind sie im Studio im CGI-Verfahren (3-D-Computergrafik) entstanden. Computer Generated Imagery (CGI) heisst die Methode realistischer Computeranimation für den Film. In einem parallelen Produktionsakt wurden Hintergründe und Schauplatze am Computer erschaffen und mit den Figuren kombiniert.

Man wähnt sich in einem Naturfilm, bevölkert von perfekt animierten Tieren. Nie wirken Szenen plakativ oder gekünstelt. Bezüglich afrikanischen Landschaften nehmen sich Regisseur Jon Favreau und sein riesiges Team einige Freiheiten. Savanne, Berge, Schluchten, Dschungel wechseln nach Belieben. Favreau versprach, dass es in seiner Verfilmung keine Tiere gäbe, die auf den Hinterbeinen stünden und singen würden. Richtig, doch verziehen die Löwen oder Hyänen auch keine Miene, wenn sie klagen, leiden oder singen. Sie bleiben Tiere, wobei der Hyänen-Horde mit der «Leitwölfin» Shenzi die Rolle der eindimensionalen schurkischen Leibwache (natürlich zähnefletschend) zukommt. Sie sind der eigenen Beute näher als die Gefolgschaft zum selbsternannten «König» Scar.

Durchweg herrscht männliche Dominanz im tierischen Königsdrama à la Afrika. Die Königin und die Gefährtinnen kuschen unter Scar, allein Simbas Jugendfreundin Zala ergreift die Initiative, den Tyrannen zu stürzen. Sie hat ein echtes Löwenherz. Am Ende wird die gute alte Ordnung wiederhergestellt und eine neue Königsfamilie gegründet.

Jon Favreaus tierischer Märchenfilm ist schaurig schön anzusehen und anzuhören, doch verharrt er im Althergebrachten, zementiert alte Herrschaftsstrukturen, singt das Lied der freien Natur (ohne Menschen) und heilen Welt, wenn nur der rechte Pascha herrscht.



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USA 2019
118 Minuten

Regie: Jon Favreau
Buch: Jeff Nathanson
Kamera: Caleb Deschanel

Stimmen: Donald Glover, James Earl Jones, Chiwetel Ejiofor, Beyoncé


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