Parasite – Gisaengchung

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Eine Familie aus dem Slums haust in einem Kellerloch und macht sich in der Villa einer reichen Familien breit – wie Schmarotzer, gierig und skrupellos. (Filmcoopi)



Wie Maden im Speck


Der Filmtitel «Parasite» könnte treffender nicht sein: Wie Blutsauger oder eben Parasiten unterwandert eine arme Familie eine wohlhabende in Seoul. Ki-woo (Woo-sik Choi) kann sich bei der reichen Familie Park als Englischlehrer einschmeicheln – stellvertretend für einen Kollegen. Der smarte Jüngling, der mit seiner Familie in einem schäbigen Loch wohnt, wittert Morgenluft und fasst bei der wohlhabenden vierköpfigen Park-Familie Fuss (Sun-kyun Lee, Yeo-jeong Cho plus Kinder). Er bringt seine Schwester Ki-jung (So-dam Park) als vermeintliche Kunsterzieherin ins Spiel, trickst Haushälterin und Chauffeur aus, indem er sie bei den Parks anschwärzt, ihre Entlassungen provoziert, um die eigenen Eltern einzuschleusen, den Vater (Song Kang-ho) als Chauffeur, die Mutter (Hyae Jin Chang) als Wirtschafterin. Die «Gastgeber» scheinen ahnungslos.

Wie Maden im Speck machen sich die vier «Parasiten» breit und toben sich aus, als die Parks eine Reise unternehmen. Mitten in die Party der Schmarotzer platzt die geschasste Haushälterin, die klammheimlich ihren Sohn im Keller des Hauses versteckt hält hat und ihn versorgt. Und dann kehren die Hausbesitzer frühzeitig zurück… Das Sozialdrama nimmt Shakespear'sche Züge an – mit einem Schuss schwarzem Humor und zynischen Beigeschmack.

Bong- Joon-hos Genremix – Sozial- und Klassendrama, Satire, Thriller und Horrorfilm – überrascht mit skurrilen und irrwitzigen Wendungen. Zuviel sei nicht verraten. Er spielt mit altbekannten Gegensätzen zwischen Reich und Arm, zwischen denen da oben und denen da unten. Der Film des Südkoreaner Bong Joon-ho beginnt wie eine leicht frisierte Sozialstudie, entwickelt sich zu einer Gaunerkomödie und Sozialfarce und endet als blutiger Horrorthriller. Die Sozialtragödie «Parasite» wartet mit einige groben Wendungen und Überraschungen auf. Die Verkettung wahnwitziger Begebenheiten und heilloser Begierden läuft am Ende aus dem Ruder. Opfer sind dabei nicht nur die reiche, rechtschaffende Familie Park, naiv, aber nicht unsympathisch, sondern auch die armen Parasiten, die an ihrer eigenen Gier scheitern.

Schräg und scheusslich, brav und brutal – das neuste Werk des Südkoreaners Bong Joon-ho (irre spannend sein apokalyptischer Bahntriller «Snowpiercer») zieht alle Register einer gesellschaftspolitischen Satire, eines Dramas und Thrillers, in Cannes 2019 mit der Goldenen Palme ausgezeichnet. Eine Art «Herr Puntila und sein Knecht Matti» – nur brutaler, bösartiger, weniger märchenhaft und versöhnlich. Bertolt Brecht hätte an diesem harschen Klassenkampf, made in Korea, wohl seine Freude gehabt.


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Korea 2019
132 Minuten

Buch und Regie: Bong Joon-ho
Kamera: Hong Kyung-pyo

Darsteller: Woo-sik Choi, So-dam Park, Kang-ho Song, Sun-kyun Lee, Yeo-jeong Cho, Hyae Jinin Chang


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