Master Cheng

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Liebe geht durch den Magen, Integration und Freundschaft wohl auch: Der Chinese Master Cheng (Pak Hon Chu) kocht für die Imbissbesitzerin Sirka (Anna-Maija Toukko). Auch die knorrigen Alten sind vom chinesischen Koch begeistert, besonders vom «Rentier auf chinesische Art». (Frenetic Films).


Auf der Suche nach Fongtron oder
Wenn Suppen heilen


Die Brüder Kaurismäki sind bekannt für ihre zartbitteren, melancholischen und lakonischen Filme. Mika Kaurismäki, der jüngere Bruder von Aki, erzählt eine heitere Geschichte von einer kulinarischen Annäherung, von Liebe und Männerfreundschaft in Lappland. Besagter Master Cheng (Pak Hon Chu) landet in einem abgelegenen Kaff namens Pohjanjoki, hoch oben in Lappland. Der Chinese samt Söhnlein NiuNiu (Lucas Hsuan) sucht einen Finnen namens Fongtron, der ihm einst aus der Patsche geholfen hat. Doch niemand kennt einen Mann oder eine Firma dieses Namens. Bis diese babylonische Verwirrung aufgelöst wird, dauert es.

Was tun? Cheng wird hilfsbereit von Sirka (Anna-Maija Toukko) aufgenommen, die ein kleines Cafe mit Imbiss führt. Das Angebot ist dürftig: Kartoffeln mit Wurst und brauner Sauce. Chengs Stunde schlägt, als ein Reisecar mit chinesischen Touristen in Sirka's Gaststube einkehrt, die jedoch über die angebotenen Speisen die Nase rümpfen. Cheng bietet seine Dienste an und erweist sich als wahrer Kochkünstler. Er kocht sogar hartgesottene Stammgäste wie ein Paar knorriger Pensionäre weich. Mehr noch, seine Suppenhaben heilende Kräfte – beispielsweise Frauen, wenn sie ihre Tage haben. Nicht nur die etwas kantige, aber herzensgute Sirka schliesst Master Cheng ins Herz. Doch seine Aufenthaltsdauer im hohen Norden kann nur begrenzt sein, wenn es nach Genehmigungen und Behörden geht …

Die Geschichte ist zugegeben einfach gestrickt, vielleicht berührt sie uns deswegen, stimmt uns heiter, auch weil Kaurismäki lakonisch und beiläufig zeigt, wie einfach sich Menschen aus verschiedenen Welten nahe kommen können über kulturelle und sprachliche Gräben hinaus. Praktisch Globalisierung auf menschliche Art. Kochen und Essen und Trinken sind vortreffliche Zutaten für ein schmackhaftes Kinomenü. Auch bei der Romanze «Love Sarah» um eine Londoner Bäckerei (ab September im Kino) spielen kulinarische Genüsse eine wichtige verbindende Rolle. Bei Mika Kaurismäki kommen weitere Aspekte hinzu: die grandiose malerische Landschaft Lapplands und entsprechende Stimmungen (freilich ohne Mücken!), schrullige Typen, ein Gespür für Freundschaft, Solidarität und Lebenslust. Eine finnische Romanze mit charmantem globalen Touch – herzerwärmend und appetitanregend.


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Finnland 2019    
114 Minuten

Regie: Mika Kaurismäki
Originaldrehbuch: Hannu Oravisto
Kamera: Jari Mutikainen

Darsteller: Anna-Maija Toukko, Pak Hon Chu, Lucas Hsuan, Kari Väänänen


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