Mahatah – Side Stories from Main Stations

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Sie alle verbindet der Bahnhof: Reisende und Zugführer, Eisenbähnler und Verkäufer – egal ob im HB Zürich oder in der National Railway Station Ramsis in Kairo. (prosafilm)


Menschen und Momente der Mobilität


Ankommen oder abfahren – Bahnhöfe sind Orte der Hoffnung, des Abschieds oder des Wiedersehens. Sie sind Begegnungsstätte und Umschlagplätze, auch für Waren. «Mahatah» bedeutet auf Arabisch Bahnhof, und die beiden Filmer, die Aargauerin Sandra Gysi und der Ägypter Ahmed Abdel Mohsen, haben sich auf die Reise gemacht. Sie blicken quasi zwischen die Gleise, hinter die Kulissen – im Hauptbahnhof Zürich und im National Railway Stations Ramsis Kairo. Waggons werden an- oder abgekoppelt. Lokführer starten. Einer hält Bahnhof und Bahn in Ägypten für die besten der Welt. Wenn der wüsste. Putzkolonnen sind unterwegs, Kondukteure, Sicherheitsleute kontrollieren. Ein Kioskverkäufer macht seinen Job und ist froh um ihn. Ein Reisender wundert sich, dass in der Schweiz bereits zwei, drei Minuten Verspätung reklamiert werden. Lächerlich, wenn er das mit seinem Heimatland vergleicht.

In ihrer Collage verbinden Sandra Gysi und Ahmed Abdel Mohsen die Knotenpunkte Kairo und Zürich. Dort ein schier chaotisches Gewusel, hier auf die Minute genau organisierter Verkehr. Die einzelnen Szenen, Impressionen, Aussagen fügen sich zu einem Gesamtbild, einem Mikrokosmos, wo Menschen arbeiten, hoffen, ankommen, passieren. «In der Begrenztheit ihrer örtlichen Ausdehnung klingt stets das Echo der ganzen Welt», meinen die Regisseure. «Es war unsere Vision, diese hereinklingende Ferne und Essenzen der Gesellschaften der beiden Orte, die wir am besten kennen, anhand der Bahnhöfe aufzuzeigen, von denen aus wir in die jeweiligen Orte reisen oder zurückkehren.»

Das ist gelungen – ohne Kommentare, Faktenlast und konventionelle Aufarbeitung. Kein typischer romantisierender Eisenbähnlerfilm, sondern Einblicke in eine spezielle Arbeitswelt. Man erlebt eine gesellschaftliche Spiegelung in Momenten der Mobilität.


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Schweiz 2022  
78 Minuten

Regie: Sandra Gysi und Ahmed Abdel Mohsen
Buch: Sandra Gysi
Kamera: Felix von Muralt, Khalid Awad

Mitwirkende: Wala Salam, Ali Said Mohamed, Sa’ad Matawa, Suzan Gergis, Marina Esposito, Raimundo Mader, Ali Syapand, Fuad Ibrahim, Irene Süss, Rita Interbitzin
Kategorie Filmkritik


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