Les Dames

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Sie suchen ihr kleines Glück gleichwohl– beim Schwimmen (Noëlle, Bild oben), Fotografieren (Odile, Bild), beim Tanzen oder Flirten. (Filmcoopi).



Nicht verzagen, Neues wagen


Es gibt ein Leben nach 60 oder 70 – nach der grossen Liebe, Partnerschaft, nach der Zweisamkeit und der Familie. Die Westschweizer Filmerinnen Stéphanie Chuat und Véronique Reymond («La petite chambre», Schweizer Filmpreis Quartz 2010) haben ihre Aufmerksamkeit auf fünf Frauen gerichtet: Damen im Ruhestand zwischen 63 und 75 Jahren. Sie hatten ein Leben mit Ehemännern, Kindern, Familie, Beruf. Nun sind sie allein, aber nicht tot, nicht gesundheitlich schwer angeschlagen oder von Pflege abhängig, sondern rüstig, selbstbewusst, aktiv. Sie haben noch Träume, wollen ein neues Kapitel aufschlagen. Manche glauben unverzagt an die Liebe, sehnen sich nach Neuem. Alle kämpfen gegen die Einsamkeit.

Sie heissen Carmen, die sich gegen Höhenängste wehrt und ihre Lust beim Tanzen auslebt; Marion, die im Dorfleben, in einer Laienspielgruppe mitmacht und sich Tipps bei einer Dating-Agentur holt; Pierette, die allmählich den Tod ihres Mannes, eines Pastors, überwindet, Halt im Musizieren und bei der Geburt einer Enkelin findet; Odile, die wandert, sich Jägern anschliesst und sich zum Fotografien in der Natur auf die Lauer legt oder Noëlle, die beim Schwimmen zu sich kommt, sich auf eine Beziehung mit einer Frau einlässt (auf Zeit) und sich als Feministin sieht.

Sie warten nicht gerade auf den Märchenprinzen, verharren aber nicht in Passivität, Trauer oder Frust, sondern nehmen ihr Lebens nochmals in die Hände. Das ist nicht nur ermunternd und hoffnungsvoll, sondern auch lebensbejahend und ansteckend. Die beiden Filmerinnen begleiten die fünf charmanten Damen auf einem kleinen Stück Lebensweg – sensibel, einfühlsam, verständig und mit grosser Empathie. Ein intimer Film – sympathisch, offen, ehrlich, humorvoll, nie voyeuristisch oder spekulativ. Ein Gewinn in vielerlei Hinsicht.


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Schweiz 2019
81 Minuten

Buch und Regie: Stéphanie Chuat und Véronique Reymond
Kamera: Joseph Areddy

Mitwirkende, Marion, Odile, Pierette, Noelle, Carmen


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