Le vent tourne

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Heiles Leben in der Jura-Abgeschiedenheit: Pauline (Mélanie Thierry) und Alex (Pierre Deladonchamps) träumen von einem natürlichen unabhängigen Leben. Ingenieur Samuel (Nuno Lopes, rechts) soll ein Windrad in idyllischer Abgeschiedenheit installieren und weckt das Interesse von Pauline (Mitte). Eine Frau am Scheideweg (Bild), an der Felsarena Creux du Van. (Filmcoopi)



Wenn der Wind dreht…


Ein Leben in abgeschiedener Idylle. Ein junges Paar hat sich auf einem Bauernhof eingerichtet, ist sich selbst genug – im Einklang mit der Natur. Ein Windrad soll die Energie-Unabhängigkeit sichern. Dafür ist Ingenieur Samuel (Nuno Lopes) zuständig, er bringt frischen Wind in die Abgeschiedenheit. Das beginnt schon damit, dass er allzu forsch in den Hof einfährt und fahrlässig eines der Wollschweine überfährt.

Pauline (Mélanie Thierry) und Alex (Pierre Deladonchamps) bewirtschaften einen Bauernhof im Jura. Sie sind genügsam, geniessen ihr einfaches Leben. Die beiden Idealisten meinen es gut, haben ein russisches Ferienmädchen (Anastasia Shevtsova) für ein paar Wochen aufgenommen. Sie wollen autonom sein. Daher auch das Windturbinen-Projekt. Es soll die eigene Stromerzeugung sichern. Der Ingenieur ist quasi Abgesandter der Moderne. Er steht für ein anderes Leben, wohl auch Lebenslust und weckt Paulines Sinne und unterdrückte Sehnsüchte. Sie fühlt sich zum «Windmacher» hingezogen, sucht ihn heimlich im Hotel auf und sabotiert die Windturbine, um Samuel an den Hof zu «fesseln».

Etwas aufdringlich weist bereits der Filmtitel auf die Rolle des Windes hin. Gern wird er als Signal und Symbol für Bewegung und Veränderung benutzt, als Metapher für kosmischen Geist oder göttlichen Atem. Einige Spruchweisheiten verdeutlichen das: Wenn man weiss, woher der Wind weht, kennt man sich aus. Wer etwas in den Wind schlägt, ist eventuell leichtsinnig. Ist etwas vom Wind verweht, sind Spuren verwischt, hat sich etwas verflüchtigt. Wenn der Wind dreht, geschieht etwas Bedeutsames, sind Veränderungen angesagt. Siehe «Le vent tourne».

Mit dem «Fremden» dreht der Wind, wird die Zweisamkeit in Frage gestellt. Bettina Oberli («Die Herbstzeitlosen», «Private Banking») greift in ihrem Film einen alten melodramatischen Konfliktstoff auf: Eine Idylle (Harmonie) wird durch einen Dritten in Frage gestellt. Eine Frau legt «Fesseln» ab, muss sich entscheiden und geht ihren eigenen Weg. Doch was bewegt Pauline wirklich? Hat sie sich in der Idylle verloren, getäuscht, wurde ihr überdrüssig? Und Alex fügt sich, bleibt seiner Naturidylle treu?

Was sich wie ein dramatischer Liebes- und Heimatfilm anhört, erweist sich als arg symbolbefrachteter Beziehungsclinch. Er kann die Erwartung nur phasenweise erfüllen. Vieles bleibt Deutwerk, wirkt plakativ. Vor allem ist die Entwicklung der Figuren voraussehbar, da mag die Hauptdarstellerin Mélanie Thierry überzeugen, der Film vermag es insgesamt nicht.


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Schweiz 2017  
87 Minuten

Regie: Bettina Oberli
Drehbuch: Bettina Oberli, Antoine Jaccoud
Kamera: Stéphane Kulthy

Darsteller Mélanie Thierry, Pierre Deladonchamps, Nuno Lopes, Anastasia Shevtsona


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