King Richard

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Unter dem Diktat des Vaters: Venus (Saniyya Sidney) und Serena (Demi Singleton) kämpften sich zur Weltspitze im Tennissport. (Warner)



Mit Zuckerbrot und Peitsche – der Mann hinter den Williams Sisters


Er wähnt sich als King und verspricht, seine Töchter zu Königinnen auf dem Tennis-Court zu machen. Das machte er allen klar – vom Quartierclub bis zum Spitzentrainer oder Manager. «King Richard» alias Richard Williams (Will Smith) ist besessen von der Idee, sich und seine Familie aus dem Slums herauszuarbeiten. Das beginnt in einem dreckigen Quartier von Los Angeles und endet auf den grossen Bühnen des Tennissports. Die Trainer Paul Cohen (Tony Goldwyn) und Rick Macci (Jon Bernthal), der eines Tages abserviert wird, sind nur Fussnoten.

Ein Mann, seine Familie und Erfolgsvision sind Kern des Spielfilms von Reinaldo Marcus Green, Die Töchter sind sein Kapital, das er schleift, formt und einsetzt: Venus (Saniyya Sidney) und Serena (Demi Singleton) kuschen und glauben an ihren Vater. Die dritte Tochter Yetunde, eine Halbschwester der beiden Tennistalente, verschwand irgendwann von der Filmbildfläche (tatsächlich wurde sie im Alter von 31 Jahren erschossen). Der Film zeichnet in typischer Hollywood-Manier den rauen Weg der Williams-Sisters nach – von den Anfängen bis zu grossen Auftritten bei den Grand Slam-Turnieren von New York bis Wimbledon und den Olympischen Spielen in Sidney (2000).

Doch immer steht auch der übermächtige Vater, sein Wille, sein Ehrgeiz im Zentrum. Insofern ist King Richard nur zum Teil ein Sportfilm, durchaus gespickt mit Dokumentarausschnitten, vor allem konzentriert er sich auf den Animator und Motivator, Einpeitscher und Manager, der Tennisstar Pete Sampras schon früh ankündigte, dass seine Töchter die Weltspitze erobern würden.

Will Smith bietet als Williams-Vater eine starke Leistung. Er wurde dafür bereits mit einem Golden Globe ausgezeichnet und liegt auch hoch im Kurs beim Oscar. Das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Greens Film die Vaterfigur schönt. Nur ab und an kommt das Ekel Richard, der gnadenlose Antreiber und obsessive Erfolgsmanager an die Oberfläche. «King Richard» ist keine Dokumentation, bietet gleichwohl fesselnde tennisnahe Unterhaltung.


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USA 2021
145 Minuten

Regie: Reinaldo Marcus Green
Buch: Zach Baylin
Kamera: Robert Elswit

Darsteller: Will Smith, Saniyya Sidney, Demi Singleton, Jon Bernthal, Tony Goldwyn, Dylan McDermott


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