Ein Streiter gegen Starke für Schwache: Polit-Provokateur Michael Moore entlarvt das System Trump und warnt vor Gleichgültigkeit. (Ascot Elite)
Warnung vor dem Fake-Führer
Er ist der Berserker unter den Agitprop-Filmer, ein Don Quichotte, der gegen die Windmühlen der Mächtigen, der Drahtzieher und Profiteure kämpft. Sein Markenzeichen ist die Provokation. Dafür ist er bekannt und bei Betroffenen berüchtigt. Das jüngste Objekt seiner neuen «filmischen Begierde» ist US-Präsident Donald Trump. Doch bei diesem Hasardeur, der nur eigene Interessen kennt, sich als grösster US-Präsident lobt, ansonsten keift, krakelt und kernig kaputt macht, was ihn stört,, tropfen satirischen Attacken à la Mihael Moore ab. Er tut er als Fake-News ab. Aber nicht alle sind einer Provokation der Marke Moore gewachsen. Rick Snyder, seit 2011 Gouverneur des Staates Michigan, musste klein beigeben. Der Republikaner war mitverantwortlich an der Wasserkrise von Flint, der Heimat Moores, wo Einwohner vergiftetem Wasser ausgesetzt waren, wo Gouverneur Snyder zuerst gar nicht, dann zu spät und halbherzig reagierte. Er ist ebenso Zielobjekt Moores wie jener selbstherrlicher «America First »-Prediger, dessen Wahl 2016 der Filmer vorhersagte. Moores angriffiger Dokumentarfilm «Fahrenheit 11/9» meint jenen 9. November, als Donald Trumps Wahlsieg feststand. Der Titel spielt aber auch auf den berüchtigten Attentatstag, der die USA veränderte, und auf Moores eigenen Film von 2004 an. Der Begriff Fahrenheit erinnert auch an den Roman «Fahrenheit 451» aus dem Jahr 1953, wo Bücher verboten und die Gesellschaft von einem rigiden System unmündig gemacht wurden.
Provokateur Moore («Bowling für Columbia») fragt sich nicht nur, wieso es zum Trump-Erfolg kommen konnte, sondern auch wie die USA aus dem Polit-Desaster herausfinden könnten. Optimistisch klingt das freilich nicht. Der grosse Fake-Marktschreier wird seine Personal- und Politaktionen stur und unverfroren aussitzen. Hoffnung machen allein die Kids und jungen Wähler, die infolge des Schulmassakers in Parkland, Florida, auf die Strassen gingen und gegen die Waffenlobby, von Trump hofiert, protestierten. Und die Frauen, die neues Selbstbewusstsein entwickeln und infolge der Me-Too-Bewegung ihre Stimmen erheben. Moore, soviel muss man ihm zugutehalten, mag pöbeln und provozieren, macht aber keine billigen Witze über diese erblondete Witzfigur an der Spitze USA. Sein Agitprop-Film, dem man sich als vernünftiger europäischer Zeitgenosse kaum entziehen kann, stellt eines klar: Dieser Präsident ist gefährlich, wenn man ihn verharmlost und nicht ernst nimmt. Gewagt, aber letztlich zutreffend: Moore lässt den grössenwahnsinnigen Hitler auftreten und legt ihm Trump-Worte in den Mund. Nach dem Motto: Wehret den Anfängen!
USA 2018
120 Minuten
Regie und Buch: Michael Moore
Kamera: Luke Geissbühler, Jayme Roy
Darsteller: Zeitgenossen und Zeitgenossinnen
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