All I See Is You

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Augenscheinlich ein glückliches Paar, bis der blinden Gina (Blake Lively) ein Licht beziehungsweise die Augen aufgehen. Sie will sich von ihrem Mann James (Jason Clarke) lösen. (Ascot Elite)




Wenn einer Blinden die Augen aufgehen


Sie sind allem Anschein nach ein glückliches Paar: Gina (Blake Lively) und James (Jason Clarke) lieben sich, leben in Bangkok. Er kümmert sich liebevoll und fürsorglich um seine erblindete Frau. Sie hat ihr Augenlicht bereits als Kind bei einem Autounfall verloren, nimmt Schatten wahr und hat sich in ihrer Schattenwelt eingelebt. Eine Operation könnte Sehkraft zurückgeben. Sie wagt den Schritt. Da geht Gina nicht nur ein Licht auf, sondern sie nimmt die Welt mit «anderen Augen» wahr. Diese neue Realität und Wahrnehmung verändern im wahrsten Sinn des Wortes ihr Weltbild. Die Beziehung zwischen Gina und James verändert sich. Bisher war sie von ihrem Mann abhängig, aber nach dem Eingriff… «Wenn diese Abhängigkeit plötzlich nicht mehr existiert, kommt der Punkt des Loslassen wie bei einer Mutter und ihren Eltern», erklärte Filmer Marc Forster. Er hat sich intensiv mit der Schattenwelt der «Blinden» auseinander gesetzt, hat mit Betroffenen gesprochen, eine Farbpalette zusammen mit Kameramann Matthias Königswieser entworfen, die eine Ahnung davon vermittelt.

Gina war blind und wird sehend im Psychodrama «All I See Is You». Sie orientiert sich neu. Das irritiert sowohl den Ehemann als die Zuschauer. Die Rolle des Ehemanns ist nachvollziehbar. Er wird verunsichert, weil seine Partnerin ihn nicht mehr so braucht wie vorher. Die Schauplätze Bangkok und Barcelona, zwei verschiedene Welten und Männer. Die Figur des Ramon, Ehemann von Ginas Schwester in Barcelona, ist das Gegenbild zu Ginas Mann, Ramon kennt keine Grenzen.

Marc Forster, in Deutschland geboren (1969) hält gern alle Fäden in der Hand (Buch, Regie, Produktion). Mit diesem Psychodrama wagt er sich auf dünnes Eis. Die Konstellation ist spannend, doch der Film vermag über 110 Minuten nicht zu fesseln, wirkt konstruiert. Das Interesse am Liebespaar zwischen Halten und Loslassen verliert sich auf Dauer.
Aktuell arbeitet Weltbürger Marc Forster, in Deutschland geboren (1969), in der Schweiz aufgewachsen, an einem Live-Action-Film fürs Kino über den Bären «Winnie Puuh», einem britischen Kinderbuchklassiker («Pu, der Bär» von Alan Alexander Milne, 1882–1956). Der pelzige Held wurde von Walt Disney aufgegriffen und 1966 erstmals animiert. Jetzt ist ihm eine grosse Ausstellung in London gewidmet, im Victoria and Albert Museum «Winnie the Pooh: Exploring a Classic» bis April 2018.



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USA 2016
110 Minuten

Regie: Marc Forster
Drehbuch: Sean Conway, Marc Forster
Kamera: Matthias Königswieser

Darsteller: Yvonne Strahovski, Blake Lively, Jason Clarke, Danny Huston